Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)
Zwischen Donau und Elbe. Skizze der Kriegsbegebenheiten in Ostböhmen im XVIII. Jahrhundert
22 Zwischen Donau und Elbe. wunderbare Streitmacht, welche nicht nur über Böhmen hereinbrechen, sondern auch noch Österreich überschwemmen sollte, hatte das Schicksal der unüberwindlichen Armada, welche einst Philipp II. ausgerüstet hatte.“ Das Jahr 1745 brachte neue Siege der Österreicher in Bayern, den Tod des Churfürsten Karl Albert — als Kaiser Karl VII. — und den Frieden zu Füssen am 22. April 1745, den der junge Churfürst Max Joseph mit Österreich schloss, und der den bayerischen Krieg beendete. Maria Theresia stand vor der Erfüllung ihres Wunsches, die römische Kaiserkrone auf dem Haupte ihres Gemahls zu sehen. Aber die Eröffnung des Feldzuges in Schlesien, wohin das österreichischsächsische Heer im Mai 1745 vorgedrungen, war weniger glücklich. Bei Hohenfriedberg überraschte am 4. Juni Friedrich II. die Sachsen und Österreicher und erfocht einen vollständigen Sieg. Dieser unerwartete und schwere Schlag machte einen tiefen Eindruck beim Heere, wie bei den fremden Höfen. Und wieder ist es die standhafte Königin, welche zuerst Muth und Entschlossenheit findet. Koch kennt sie nicht die Details der verlorenen Schlacht, als sie am 10. Juni schreibt *): „Sie mögen aber auch noch so schlimm sein, als sie immer wollen, so können Wir doch im Voraus versichern, das Übel nichts weniger als unheilbar, noch so beschaffen zu sein, dass man von darum den Muth sinken zu lassen Ursache habe.“ Prinz Karl zog sich nach Königgrätz zurück und Friedrich II. folgte ihm über Friedland, Braunau und Skalitz auf Kralova-Lhota nordwestlich Opocno, während eine andere Colonne über Trautenau auf Salnai an der Elbe vorging. Die leichten Truppen und der Parteigängerkrieg wirkten indessen bald wieder lähmend und hemmend auf Friedrich II. Vorrückung. Die Gegend zwischen Königinhof, Deutsch-Prausnitz, Eipel, Kosteletz, Skalitz und Schurz war damals ein zusammenhängendes Waldrevier, der „Königreicher Wald“ oder meist „das Königreich Silva“ genannt. Noch bestehen, wenn auch vielfach gelichtet, zwei grosse Wald- complexe daselbst als „Königreicher Wald“. Unausrottbar hatten sich hier die österreichischen Parteigänger festgesetzt, Franquini, der „Überlästige“ (l’inconvénient) wie ihn der König nannte 2), Desewffy und Andere. Kein Transport passirte ohne Gefecht, Tag und Nacht waren die Unermüdlichen dem Feinde auf dem Nacken, und der König klagt 3): „alle die Operationen, welche man *) Kriegs-Archiv 1745; Fase. VI, 43 a. 2) Histoire de mon temps. Redaction 1746, Chap. XII. 3) Ebenda. 1745.