Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)
Zwischen Donau und Elbe. Skizze der Kriegsbegebenheiten in Ostböhmen im XVIII. Jahrhundert
Skizze der Kriegsbegehenheiten in Ostböhmen im 18. Jahrhunderte. 23 machen musste, um die Zufuhren zu decken oder ihnen zu Hilfe zu eilen, wenn sie angegriffen wurden, erschöpften die Truppen.“ Prinz Karl gewann eine Stellung auf dem linken Ufer der Adler, zwischen Malschowitz und Swinar; die Preussen standen gegenüber zwischen Ruzek und Diwec und besetzten Jároméi- und Smifitz. Trotz des Sieges von Hohenfriedberg sind es keine hohen Pläne mehr, die den König beschäftigen. Er schildert seine Lage mit den Worten *): „Die Schlacht bei Friedberg hatte Schlesien gerettet, der Feind war geschlagen, aber er war nicht kampfunfähig geworden; die Schlacht hatte auch die böhmischen Berge nicht geebnet, über welche die Lebensmittel für die Armee passiren mussten. Im Jahre 1744 waren die Proviantwagen der Armee verloren gegangen, nunmehr konnten die Lebensmittel nur noch auf den Karren der schlesischen Bauern in das Lager gebracht werden. Seit dem Abmarsch des Markgrafen aus Ober-Schlesien hatten die Ungarn die Festung Kosel durch Überraschung genommen und ihre Streifereien bis in die Nähe von Schweidnitz und Breslau ausgedehnt; sie waren im Begriffe, im Rücken der Armee wieder die Zufuhren abzuschneiden, so dass der König sich nicht weiter als 10 bis 15 Meilen von Schweidnitz entfernen konnte, von wo er ohnehin nur von fünf zu fünf Tagen Lebensmittel erhielt. Wenn er den Kriegsschauplatz nach Sachsen übertrug, würde er Schlesien dem Gutdünken der Österreicher überlassen haben. So viele wichtige Erwägungen verursachten, dass er seinem ersten Plane treu blieb: die Grenzbezirke Böhmens auszusaugen (d’affamer), um den Feind zu verhindern, darin seine Winterquartiere zu nehmen.“ In der Nacht vom 22. Juni kam es bei einer dem Dorfe Swinar gegenüberliegenden Mühle an der Adler zu einem heftigen Zusammen- stoss, in welchem die Österreicher den Adler-Übergang behaupteten; am 29. Juni wiederholte sich hier das Gefecht, ohne weitere Erfolge. Eine Schlacht schien unmittelbar bevorzustehen, aber Woche um Woche verging, ohne dass der an Truppenzahl schwächere Prinz Karl etwas unternehmen konnte und ohne dass Friedrich II. — wie es schien — es wollte. Einige Erklärung gibt ein aufgefangener Brief des preussischen Ministers v. Podewils an den Secretär des Königs * 2). „Die critique position, worin sich dermals unsere Armee befindet,“ hofft er, habe „nunmehr zu Ihrer königlichen Majestät Glorie und avantage ausgeschlagen und wir ohne Blutvergiessen zu unserem Endzweck gelanget sein mögen. Ich muss wohl gestehen, dass ich meines wenigen Orts fas’t eben in so viel Sorgen und inquietuden bin, als vor der bataille von Friedberg gewesen.“ Das weist auf missliche Verhältnisse im Zustande der preussischen Armee hin und gäbe ein Motiv für die Unthätigkeit Friedrich II. ’) Histoire de mon temps. Tome II, 220. 2) Kriegs-Archiv 1745; Fase. VII, 20.