Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)
Zwischen Donau und Elbe. Skizze der Kriegsbegebenheiten in Ostböhmen im XVIII. Jahrhundert
Skizze der Kriegsbegebenheiten in Ostbölimen im 18. Jahrhunderte. 15 Worte zusammenfassen: Angst um Schlesien! Was sich nebenher noch gewinnen liess, schien willkommene Zugabe. Am 28. Mai 1744 konnte Prinz Karl dem Grossherzog mittheilen, dass zwischen dem Kaiser Karl VII. und Friedrich II. am 22. Mai ein Vertrag zum Abschlüsse gekommen sei'), „nach welchem der König dem Churfürsten und den Franzosen verspricht, im halben Juli in Böhmen einzudringen unter der Bedingung, dass ihm seinerzeit die Kreise Königgrätz, Bunzlau und Leitmeritz überlassen werden“. Durch das Eingreifen des Königs sollte Bayern von den Österreichern befreit und dieselben gezwungen werden, auch das Eisass wieder den Franzosen zu überlassen. Den drei Kreisen wurden in einem zweiten Vertrage auch noch der Pilsener und Budweiser Kreis bei. gefügt, so dass für den Bayern-Fürsten nicht viel übrig blieb von dem gehofften böhmischen Erwerb * 2). Mit 80.000 Mann rückte Friedrich II. wirklich in Böhmen ein; eine Colonne, Schwerin, über Braunau, Königgrätz, Pardubitz auf Kolin; die zweite Colonne, Prinz Anhalt-Dessau, von Görlitz über Zittau, Böhmisch-Aicha, Münchengrätz auf Brandeis; der König selbst mit einer dritten Colonne endlich auf der Hauptstrasse von Dresden nach Prag auf dem linken Elbe-Ufer. Die Situation der österreichischen Armee war im Augenblicke des Friedensbruches so ungünstig als möglich. Ihre Hauptkraft stand am Rhein, 20.000 Mann unter Batthyányi in Bayern, 9000 Mann Garnisonen in Mähren, 1600 Mann in Prag. Batthyányi eilte mit seinem kleinen Corps herbei, um Prag zu retten; es gelang ihm noch, als er über Hayd, Mies, Wscherau und Pilsen, so rasch er konnte, gegen Prag heranzog, etwa 1500 Mann zur Verstärkung der Besatzung in die in schlechtestem Vertheidigungsstande befindliche Hauptstadt zu werfen: mit seinem Truppen-Corps selbst konnte er aber nicht mehr über die Beraun hinaus, der Feind war schon vor Prag und ihm weit an Kraft überlegen. Ein Gefecht bei Beraun am 6. September 1744 fiel zu Gunsten der Österreicher aus, -hatte jedoch keine weiteren Folgen, und am 17. September war Prag in Friedrich II. Händen. Der Rhein-Feldzug hatte wirklich aufgegeben werden müssen, der Schutz der Heimat war dringender. Prinz Karl, als dessen Adlatus, statt des Grafen Königsegg, jetzt Feldmarschall Graf Traun fungirte, führte sein Heer nach Böhmen, und Batthyányi war zunächst nur bestrebt, sich in einer Stellung zu erhalten, die sowohl seine Vereinigung mit Prinz Karl, als auch jene mit den Sachsen ermöglichte, welche in einem Vertrage zu Worms die preussische Allianz aufgegeben und sich der Königin angeschlossen hatten, ohne aller') Kriegs-Archiv 1744; Fase. V, 51. 2J Demeradt’scker Bericht aus Frankfurt a. M. Kriegs-Archiv 1744; Fase. VIII, 24.