Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)
Zwischen Donau und Elbe. Skizze der Kriegsbegebenheiten in Ostböhmen im XVIII. Jahrhundert
16 Zwischen Donau und Elbe. dings in der Lage gewesen zu sein, den Durchmarsch der Preussen durch Sachsen zu verhindern. Friedrich II. hatte seinen Feldzug ohne Mühe und mit glänzendem Erfolge begonnen. Es galt nun, die weiteren Operationen festzustellen, und der König sagt hierüber *): „Meine erste Absicht war, die Beraun zu passiren, Batthyányi aus seinen Stellungen zu jagen und mich Pilsens zu bemächtigen, wo er ein bedeutendes Magazin angesammelt hatte, und von da an die Defiléen von Cham und Furth vorzurücken, durch welche die Wege für den Prinzen von Lothringen zum Einbruch aus der Ober-Pfalz in Böhmen führen.“-------„Der Kaiser (Kar l VII.), der König von Frankreich und besonders der Marschall de Belle-Isle drangen in mich, die Operationen in der Richtung Tabor- Budweis und Neuhaus zu lenken, um eine Verbindung mit Bayern herzustellen.“-------„Eine schlecht angebrachte Nachgiebigkeit machte mic h den Wünschen des Kaisers gefügig, und hauptsächlich um zu vermeiden, dass meine Alliirten mich anklagten, ich hielte mich an Prag angeklammert und dächte zum Nachtheil ihrer Interessen nur daran, mir die Eroberung der drei an Schlesien grenzenden böhmischen Kreise zu sichern.“ Der König wusste, wie sehr dieser Vorwurf berechtigt war, und die Consequenzen einer Hilfsaction, die er gerne als eine ganz uneigennützige und berechtigte angesehen wissen wollte, führten ihn jetzt zu Schritten, von denen er selbst sagt* 2): „Es hat noch kein General mehr Fehler gemacht, als der König in diesem Feldzug.“ Am 19. September 1744 brach die preussische Armee in drei Colonnen von Prag an die Sazawa auf, über Eule, Pisely und Mnichowitz 3). Sofort warf Batthyányi einen Theil seiner leichten Truppen zwischen die Preussen und Budweis und sandte ihnen den General Festetics mit einem anderen Corps in den Rücken. Er selbst mar- schirte der Hauptarmee entgegen, die, über Taus in Böhmen einrückend, am 28. September in Brennporitschen, südöstlich von Pilsen, angelangt war. Die Preussen hatten inzwischen Tabor, am 30. September Budweis besetzt, der König stand am 3. October bei Moldauthein am rechten Moldau-Ufer. In Mirotitz vereinigte sich dagegen am 2. October Batthyányi mit dem Prinzen Karl, und die Armee zählte jetzt bei 50.000 Mann. Bei dieser Lage der Dinge war die Möglichkeit vorhanden, die Preussen ganz von ihrem Rückzugswege und ihren Magazinen abzuschneiden. Prinz Karl traf Anstalten, um in der Gegend von Worlik *) Histoire de mon temps. Redaction von 1746, Chap. X, p. 327, 328. 2) Histoire de mon temps. Tome II, 141. 3) Kriegs-Archiv 1744; Ease. IX, 61.