Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)

Zwischen Donau und Elbe. Skizze der Kriegsbegebenheiten in Ostböhmen im XVIII. Jahrhundert

á ') Histoire de raon temps. Tome I, 239. 2) Histoire de moa temps. Redaction von 1746, Chap. V, p. 256. 3) Histoire de mon temps. Tome I, 245. Alliirten mahnten, um mit seinen eigenen Worten zu sprechen1), „den König, sich nicht zu tief in dieses Labyrinth einzulassen, sondern bald möglichst den Ausgang zu suchen“. Der englische Gesandte über­nahm eine Friedensvermittlung. Aber er fand die Königin muthig und voll Vertrauen auf den Sieg ihrer gerechten Sache. Friedrich II. sagt2): „Der schlechte Erfolg“ (der Verhandlungen des Lord Hindfort) „befestigte mich noch mehr in der Überzeugung, dass, um mit den Öster­reichern zu verhandeln, man sie vorher mit den Waffen in der Hand niedergeworfen haben müsse.“ Das ist ein zwar unbeabsichtigtes, aber nicht weniger bemerkenswerthes ehrenvolles Zeugniss. Das österreichische Heer hot ihm jetzt die Möglichkeit eines Entscheidungskampfes. Am 15. Mai lagerte dasselbe, Front gegen Chrudim, beiWilimow; in Seö (Setsch) standen die Huszárén Nádasdy’s. Dass eine Schlacht in nächster Zukunft zu erwarten, wusste und fühlte man beiderseits. Friedrich II. sagt über die Lage3): „Bei der Annäherung der Österreicher hatte der König die Wahl zwischen zwei Entschlüssen: entweder sich hinter der Elbe aufzustellen, oder dem Prinzen von Lothringen entgegenzurücken und ihn zu schlagen. Dieser letzte Entschluss überwog, nicht allein weil er der ruhmvollere schien, sondern auch der nützlichere, da er geeignet war, den Frieden schneller herbeizuführen.“ Noch am 15. Mai wurde von Nádasdy aus Sec eine starke preussische Colonne, von Podholan herabsteigend, gemeldet. Prinz Karl recognoscirte sie selbst und führte am 16. Mai Früh seine Truppen näher heran, nach Ronow. Es wird gesagt, dass er gefürchtet habe, der König wolle ihm auf dem Wege nach Prag zuvorkommen und ihm denselben verlegen. Hätte Prinz Karl diesen Gedanken als einen zu besorgenden betrachtet, so wäre er gewiss nicht nach Nord­ost, sondern doch gewiss eher in nordwestlicher Richtung vorgerückt, nicht nach Ronow, sondern etwa nach Maleschau. Jene Colonne, 10 Bataillone und 20 Escadronen, die Nádasdy gemeldet hatte, führte der König selbst. Der Erbprinz von Anhalt- Dessau sollte mit dem Gros des Heeres folgen, sobald der Brodnach- schub von Königgrätz her eingetroffen sein würde. Das Brod kam nicht. Der Erbprinz stand noch bei Chrudim, als am 16. Mai Früh vom König der Befehl zum ungesäumten Nachrücken kam. Er sollte ein Lager zwischen Kuttenberg und Caslau beziehen. Der König wartete sein Gros nicht ab. Am Frühmorgen des 16. Mai fand er plötzlich die Österreicher nicht mehr, in ihrer neuen Stellung bei Ronow deckte sie das Terrain gegen den Blick des

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