Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)

Zwischen Donau und Elbe. Skizze der Kriegsbegebenheiten in Ostböhmen im XVIII. Jahrhundert

Skizze der Kriegsbegebenheiten in Ostböhmen im 18. Jahrhunderte. 11 Kölligs. Nun war es Friedrich II., der sich beunruhigt fühlte durch den Gedanken, dass die Österreicher im Marsche auf Kuttenberg sein könnten, mit der Absicht, ihm den Weg nach Prag zu sperren. Er brach sofort nach Kuttenberg auf, um ihnen zuvorzukommen. Inzwischen langte der Erbprinz von Anhalt bei Podhoran an. Seine Recognoscirung war erfolgreicher als die des Königs gewesen. Er sah die Österreicher bei Ronow stehen. Jetzt jagten Boten auf Boten dem König nach. Schon war es ihnen schwer, durchzukommen. In Caslau, in Zbyslau, in Podhoran selbst waren österreichische Huszárén und Croaten. Prinz Anhalt Hess Zbyslau nehmen; auf einer einzigen Brücke führte er das Heer bei diesem Orte über den Doubrawa-Bach. Die Österreicher blieben ruhig in Ronow, nur die leichten Truppen belästigten den Marsch der Preussen in dieser kritischen Stunde, und es wird irgendwo treffend bemerkt, dass diese leichten Truppen „instinctmässig“ danach strebten, sich in der weiten Lücke zwischen dem König und dem Gros seines Heeres festzusetzen. Caslau wurde besonders stark von ihnen besetzt, und Prinz Anhalt konnte daher nicht, wie er gewollt, bei diesem Orte selbst bleiben. Er lagerte nun zwischen Cirkwitz und Sehuschitz, das Dorf Chotusitz vor der Front. Erst von hier gelang die Verbindung mit dem König, der am 17. Mai Früh einzutreffen versprach. Diese Einleitung einer Schlacht erscheint eigenthümlich, besonders was die Bewegungen vom 16. Mai anbelangt, und diese Massnahmen konnten nur ungestraft bleiben, weil Prinz Karl und Feldmarschall Königsegg während des Flankenmarsches eben gar nichts unter­nahmen. In seiner Relation sagt Prinz Karl'): „Es war wegen des coupirten mit Morästen umgebenen Terrains keine Möglichkeit, ersagtem Feind in seinem Marsche Abbruch zu thun.“ Ausdrücklich bezeichnet dagegen der König die Schlacht bei Caslau als eine von ihm gewollte und herbeigeführte * 2). Friedrich II. kritisirt sein Verhalten mit den Worten3): „Was man tadeln kann im Benehmen des Königs, das ist, dass er seine Armee im Lager nicht vereint habe.“ Alles übrige soll dann Prinz *) Kriegs-Archiv 1742; Fase. V, 17. 2) Überrascht durch den Anmarsch der Österreicher ist auch der Mann nicht geworden, der so scharf die kleinen charakteristischen Züge der österreichischen Armee herauszufinden und zu beurtheilen wusste. Als Beispiel*): „Wenn die Österreicher in Campagne stehen, so kann man die Tage errathen, wenn sie marschiren werden, weil es ein beständiger Gebrauch bei ihnen ist, davon sie niemals abweichen, dass der Soldat alle Marschtage (seil, vor dem Marsch) kochen muss. Sieht man also in ihrem Lager Vormittags um 5 oder 8 Uhr viel Rauch, so kann man Staat darauf machen, dass sie denselben Tag ein Mouvement vornehmen werden.“ 3) Histoire de mon temps. Tome I, 257. *) „General-Principia vom Kriege“, XIII.

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