Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)
Hauptmann Duncker: Die Invasion Schlesiens durch die königlich preussischen Truppen im Monate December 1740
Die Invasion Schlesiens durch die k. preuss. Truppen im Monate December 1740. 63 Die königliche Familie selbst aber säumte ebenfalls nicht, Opfer für das allgemeine Wohl zu bringen. Nach Florenz erging die Ordre, von dem dortigen Schatz dasjenige zu veräussern, was verkauft werden könne, den Rest aber zu verpfänden und baares Geld darauf zu erheben '). Kleinere Darlehen von Privaten wurden in den Bancal-Cassen angenommen und mit 6 Percent verzinst. Das fürstlich Liechten- stein’sclie Haus hatte dem Ärar 500.000 fl. vorgestreckt. Aus dieser Anticipation sollte die Hofkammer die zur Recrutirung, Remontirung und Beschaffung der Feldausrüstung für die tlieils bereits in Böhmen und Schlesien befindlichen, theils dahin im Anmarsche befindlichen Regimenter nöthigen Beträge, wenn nicht sogleich, wenigstens bis Mitte Januar 1741 auszahlen; dann die für die General-Stabs-Parteien und die zu den unentbehrlichen Auslagen erforderlichen Summen längstens bis Ende Januar sicherstellena). Die Gesammtkosten der Winter- und Sommer-Verpflegung und Mobilmachung der zur schlesischen Armee beorderten Truppen bezifferten sich ohne Proviantwesen auf 3,685.924 fl. 10 kr.3) — Die Situation, wie sie sich zur Jahreswende gestaltet, zeigt Glogau durch ein eigenes Corps cernirt, die übrigen preussischen Colonnen in stetem Vorschreiten begriffen. Der rechte Flügel der preussischen Armee steht am 31. December mit seinem Gros in Liegnitz, der König mit einigen Infanterie-Bataillonen, unter starker Cavallerie-Bedeckung, vor Breslau, dessen Unterwerfung stündlich zu erwarten ist. Die österreichischen Truppen halten die festen Plätze besetzt; das schwache Truppen-Corps, welches FML. Graf Browne befehligt, ist in der geschilderten Weise (Seite 55) zwischen der Oder, Ohlau und Neisse postirt. Aus Mähren und Ungarn sind Verstärkungen im Anmarsche. * 2 3 Ich gehe hingegen die gnädigste Versicherung, dass Ich zu regulirung des fundi urab fliese anticipation sambt dem Jährlichen Interesse zu fünft" pr. Cento nach und nach wiederumb richtig abzustossen, so gleich Hand anlegen und Euch darüber das weithere mit dem nächsten zukommen lassen, übrigens aber Euere zu Meinen und des Publici Dienst diesfalls bey so andringender Necessitat bezeigende und zu Rettung der gemeinsamen Wohlfarth höchst benöthigte Willfährigkeit, mithin die bey Meinem Obristen Burggrafen darüber erfolgende schleunige Anzeig mit Königlichen Gnaden, mit ■welchen Ich Euch wohl gewogen verbleibe, bey denen sich ergebenden Gelegenheiten zu erkennen unvergessen seyn werde. Geben in Meiner Stadt Wien den zwanzigsten Monaths-Tag Decembris im Siebenzelion Hundert Viertzigsten Jahre. Maria Theresia*).“ 4) K. k. Haus-, Hof- und Staats-Archiv, Fase. 16. Geschriebene Zeitungen aus Wien 1740. Berichte des Gesandten Freiherm von Seckendorf an den Herzog von Sachsen-Gotha (vom 21. December). 2) Hofkriegsraths-Registraturs-Protokoll, 27. December, Fol. 3672. K. k. Hofkammer-Archiv. Gruppe Böhmen 1740. Hofkriegsrath an die Hofkammer vom 27. December 1740. 3) K. k. Hofkammer-Archiv. Gruppe Böhmen 1741. Befehl an die Bancalität, 21. Mártii 1741. *) Original im Stifte Hohenfurt. Abschrift im Kriegs-Arehive, Österreichischer Erbfolgekrieg 1740; XII, 5'/,.