Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)
Hauptmann Duncker: Die Invasion Schlesiens durch die königlich preussischen Truppen im Monate December 1740
Die Invasion Schlesiens durch diek. preuss. Truppen im Monate December 1740. 59 Deiner beiwohnenden Kriegs-Erfahrenheit und Vernunft bestmöglichst zu verwalten Dir äusserst angelegen sein lassen werdest. Das thuen Wir ein solches Dir zur Nachricht hiemit gnädigst bedeuten, und mittels der Anlagen eröffnen, was sowohl für Regimenter derzeit nach gedachtes Schlesien gewidmet sein '), als was für Subalterne Generals Personen Dir beizugeben Wir gnädigst entschlossen haben, gleich sie auch an Dich mit der kriegsgebräuchigen Subordination unter einsten angewiesen tvorden“ 2). Als Adjutant wurde dem Feldzeugmeister der Fähndrich Jaxtheimb vom Infanterie-Regimente Starhemberg zugewiesen 3). Von Generalen waren die folgenden zu dieser Armee bestimmt und demgemäss ebenfalls am 23. December verständigt worden: die Feldmarschall-Lieutenante Göldy, Browne, Römer, Berlichingen, die General-Feld-Wachtmeister Philibert, Lentulus, Holly, Reisky, Keuhl, Piccolomini, Grihme, Baranyay, Birkenfeld, Kolowrat, Preising, Franz St. Ignon, Königsegg, Pallant4). Die Ordre de bataille für das aufzustellende Corps ist in den Acten nicht vorhanden; nach einem Briefe des GFWM. Baron Lentulus vom 28. December, vermuthlich an Feldmarschall Graf Seckendorf in Meuselwitz gerichtet, sollte die Stärke des Corps 25.000 Mann betragen und dasselbe, inclusive der bereits in Schlesien befindlichen Truppen, aus 13 Infanterie-, 4 deutschen Cavallerie- und 3 Huszárén-Regimentern bestehen. Das Rendezvous wäre noch nicht bestimmt, man vermuthe dasselbe zwischen Glatz und Neisses). Richtiger wohl ist die ursprüngliche Ordre de bataille mit 14 Infanterie-, 3 Kürassier-, 2 Dragoner- und 3 Huszaren-Regimentern anzunehmen 6). Für die Feld-Artillerie wurden 16 Geschütze, und zwar 10 Regimentsstücke, 4 Falkauneu und 2 Haubitzen zu 100 Schuss per Stück, *) Diese Beilage fehlt. 2) Registratur des k. k. Reichs-Kriegsministeriums. 1740; December 608. 3) Hofkriegsratlis-Registraturs-Protokoll, 20. December, Fol. 3630. 4) Registratur des k. k. Reichs-Kriegsministeriums. Registratur 1740; December 607. 5) Kriegs-Archiv; Österreichischer Erbfolgekrieg 1740; XII, 6 h. 6) Browne’sches Manuscript. Die spätere Denkschrift der Königin äussert sich hierüber folgendermassen: „Khevenhiller *) und Neuberg wurden zu commandirenden Generalen gegen die Preussen in Vorschlag gebracht, alleine Ersterer begehrte viele Regimenter und gesicherte Gelder zu deren richtigen Bezahlung; Neuberg wurde von dem Böhmischen Obristen Cantzier, mithin von demjenigen portiret, so die Armee zu versorgen übernommen hatte, welcher mit Khevenhiller gar nichts zu thun haben wollte: Ich resolvirte mich dahero zu Letzterem umb so mehr, als Niemand seiner Kriegs- Erfahrnuss was auszustellen wusste. Dieser begnügte sich mit wenigen und sehr schwachen Regimentern, welche Er nebst denen Generalen sich selbst aussuchete, und eben dahero erfolgete, dass theils sehr entfernte Regimenter commandirt, weit nähere aber zuruck gelassen worden. . . . Wahr ist es, dass Neuberg über 14.000 Combat- tans nicht bey sich hatte, jedoch glaubete Er hiemit auszulangen.u Zwei Denkschriften der Kaiserin Maria Theresia. Archiv für Österreichs Geschichte Band 47, Seite 291 u. ff. *) Feldmarschall Graf Ludwig Andreas Khevenhüller.