Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)

Hauptmann Duncker: Die Invasion Schlesiens durch die königlich preussischen Truppen im Monate December 1740

58 Die Invasion Schlesiens durch die k. preuss. Truppen im Monate December 1740. betont. Die Truppen sollten angewiesen werden, ihren Marsch zu beschleunigen. Leider kamen die beiden ersterwähnten Entschliessungen viel zu spät *). Am 22. December hatte der Hofkriegsrath den FML. Graf Browne in Kenntniss gesetzt, dass dem FZM. Graf Neipperg der Oberbefehl über die sämmtlichen, nach Schlesien in Marsch gesetzten Regimenter übertragen worden sei, und er das Commando in Schlesien bis zu dessen Ankunft „pro interim“ fortführen solle2). Aufstellung einer Operations-Armee. In Wien entschloss man sich nun, in der dritten Decade des December, endlich zur Bildung und Aufstellung einer Feld-Armee. Zum Ober-Commandanten dieser Armee wurde FZM. Wilhelm Reinhard Graf Neipperg bestimmt3). Der Erlass, mit dem die Königin die Er­nennung demselben kundgibt, ist vom 23. December datirt und lautet: „Dir ist ehehin bekannt, welcher gestalten Wir durch die gegen­wärtige so unvermuthet als verwirrte Umstände in Unseren Erbherzog­thum Schlesien ein Corps schleunig zusammenzuziehen bemüssigt sein, wie nun die Ordnung und Noth Wendigkeit erheischt, selbiges mit denen behörigen Generalen zu versehen und Wir zu Deiner durch die lang- wührigen Jahr hindurch mit vieler Distinction als Tapferkeit bisher geleiste Dienste, im Kriegswesen erworbenen stattlichen Erfahrenheit, auch sonsten besitzenden rühmlichen Eigenschaften, nicht minder zu Uns und Unseren Erbhaus tragenden unverrückten Treu und fortwührigen Diensteifer Unser besonders gnädigstes Vertrauen setzen, solchemnach Dir das General-Militär-Commando über besagtes Corps gnädigst auf­getragen haben wollen, in der mildesten Zuversicht, dass Du solches nach Erforderniss der sich äussernden Begebenheiten zu Beförderung Unseres höchsten Dienstes und zur Sicherheit Unserer Landen nach ') K. k. Haus-, Hof- und Staats-Archiv, Conferenz-Note vom 28. December. Referaten de anno 1740. 2) Hofkriegsratlis-Registraturs-Protokoll, 22. December, Fol. 3648. 3) Ein Sohn Eberhard Friedrichs Freiherrn von Neipperg geboren am 27. Mai 1684, trat 1702 in das kaiserliche Heer. Am 24. Februar 1717 bereits zum Oberst eines Infanterie-Regiments ernannt, zeichnete er sich im Türkenkriege vor Belgrad aus. Zum General-Feld-Waclitmeister am 4. November 1723 befördert, ward Neipperg Erzieher des Herzogs Franz Stephan von Lothringen, welchem er auch in späteren Jahren noch persönlich sehr nahe stand. Im Jahre 1730 kam er als Commandant nach Luxemburg, wurde am 20. November 1733 Feldmarschall-Lieutenant und machte als solcher den Krieg in Italien mit. Am 2. Mai 1735 zum Feldzeugmeister ernannt, ward Neipperg Commandirender in Temesvár. In Folge des entgegen den erhaltenen Instructionen mit dem Grossvezier abgeschlossenen Belgrader Präliminar-Friedens war Neipperg in Untersuchung gezogen und in Glatz internirt worden, von wo er am 10. November 1740 auf Befehl der Königin entlassen wurde. (Vergleiche über den Friedensschluss von Belgrad etc. „Der Feldzug 1739 und der Friede von Belgrad“, Mittheilungen des k. k. Kriegs-Archivs 1881.)

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