Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)

Hauptmann Duncker: Die Invasion Schlesiens durch die königlich preussischen Truppen im Monate December 1740

52 Die Invasion Schlesiens durch die k. preuss. Truppen im Monate December 1740. An Geschützen befanden sich in der Festung 58 Bronce-Kanonen, 3 Bronce - Mörser, 11 eiserne Kanonen, 2 eiserne Mörser. Diese Geschütze, grösstentheils aus dem XVI. und XVII. Jahrhunderte, waren zum scharfen Gebrauche untüchtig und sämmtlich reparatur­bedürftig'). An Pulver fanden sich in den Depots 1200 Centner vor2:. Feldmarschall-Lieutenant Graf Wallis war am 15. December instruirt worden, „was er, falls die preussischen Truppen einrücken würden, diesfalls an den König oder den commandirenden preussischen General schriftlich zu erlassen habe, dann was durch öffentlichen Druck publicirt werden solle 3)“. Der Festungs-Commandant richtete am 21. December noch das nachfolgende Schreiben an die Königin, welches auch seinen Weg nach Wien gefunden hat. Es dürfte das letzte gewesen sein, denn in den folgenden Tagen war das preussische Hauptquartier, wie bereits geschildert, thatsächlich schon zu Herrndorf und die Cernirung der Festung eine dichtere. „Allerdurchlauchtigste, Grossmächtigste zu Hungarn und Böheimb Königin, Allergnädigste Frau Frau! Euer königl. Majestät unter dem fünfzehenden gegenwärtigen Monats an mich erlassenes allermildeste Rescript habe erst gestern Abends, und zwar weilen keine Estaffetten mehr sicher in hiesige Stadt laufen können, durch eine sonstige, obschon zufällige, doch sichere Gelegenheit in tiefester Ehrerbietung erhalten. Da nun Euer königl. Majestät allerhöchsten Verhaltüngsbefehlen ich, wie allezeit, also besonders in gegenwärtigen Conjuncturen auf das allergenaueste pflichtschuldigst nachzugehen meine allervornehmste Sorge sein lasse; also habe zu allerunterthänigsten Befolgung Euer königl. Majestät allmildesten Intention keinen Aufschub genommen, an des Königs in Preussen Majestät, welcher bei seinen eingerückten Truppen in Person sich befindet, und einigen Aussagen nach zu Herrndorf, einem eine Meile von hier gelegenen Dorfe, das Quartier zu nehmen gesinnt sein soll, ein Schreiben in denen nembelien Worten, und Ausdrückungen, als Euer königl. Majestät in den Mund und Feder geleget, zu verabfassen, und mit solchem den hier befindlichen Obristen Wachtmeister vom Harrachischen Regiment, den Baron von Reichlin an Selbten heute noch abzuschicken. Was hierauf erfolgen wird, stehet zu erwarten. Und nachdem allbereit seit drei Tagen die königl. Pi’eussische Huszárén um hiesige Stadt sich sehen lassen, auch, *) *) Archiv für die Officiere der königl. preussischen Artillerie- und Ingenieur- Corps. III. Jalirg. 5. Band 1837, Seite 187 u. if. 2) Hofkriegsraths-Registraturs-Protokoll, 11. December, Fol. 3576. 3) Hofkriegsraths-Registraturs-Protokoll, 15. December, Fol. 3602. Das Acten- stück selbst ist nicht mehr vorhanden.

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