Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)

Hauptmann Duncker: Die Invasion Schlesiens durch die königlich preussischen Truppen im Monate December 1740

Die Invasion Schlesiens durch die k. preuss. Truppen im Monate December 1740. 51 Hűiden und Protection sich zu vergewissern hat. (Gez.) Reichard und Münichow (Münchow) *).“ Die preussischen Truppen hatten, trotz der Ungunst der Jahres­zeit, bereits Ende December einen bedeutenden Tlieil des schlesischen Gebietes in ihre Gewalt gebracht. Mit dieser Besitzergreifung, die bisher nirgends auf Widerstand gestossen, fielen ihnen die Hilfsquellen des Landes zu, welche sie rasch und geschickt auszunützen verstanden. Von Seite der in Schlesien commandirenden österreichischen Gene­rale war die vornehmlichste Obsorge auf die in der gegebenen kurzen Frist noch mögliche Instandsetzung der festen Plätze gerichtet worden. Die Anerkennung darf ihnen hiebei nicht versagt werden, bei den bescheidenen Mitteln, die hiefür zu Gebote standen und den vielen Schwierigkeiten, denen ihr redliches und energisches Wollen seitens der politischen Behörden begegnete, das in dieser Beziehung annähernd Erreichbare geleistet zu haben. In Glogau traf der dem FML. Graf Wallis zur Dienstleistung zugetheilte GFWM. Baron Reisky bereits am 8. December ein; als Besatzung waren 1 Bataillon Wallis (4 Füsilier-Compagnien stark) und 1 Bataillon Harrach (5 Füsilier-Compagnien) nebst 1 Grenadier-Com­pagnie in die Festung gelegt worden 2). Die Gesammtstärke der Garnison betrug 1178 Mann. Die Compagnien von Wallis-Infanterie bestanden theils aus alter, aber für Fatiguen nicht mehr geeigneter Mannschaft, theils aus sehr jungen Leuten. Von den 17 in der Festung vor­handenen Artilleristen hatte nicht Einer im Felde gedient* 2 3). Die Ingenieure Rauschendorf und Sully hatten die Bestimmung zur Dienstleistung in dem Platze; der Erstere war 75 Jahre alt, und bereits von FML. Graf Wallis im September dem Hofkriegsrathe als nicht mehr zum Dienste geeignet, geschildert worden. Der Festungs- Commandant Hess die Palissaden ausbessern, den verfallenen Haupt­wall so viel als möglich repariren und die Plattformen der Batterien, von welchen keine einzige vorhanden war, herstellen. Zu diesem Zwecke wurden die Einwohner der Stadt und aufgebotene Bauern Tag und Nacht zur Arbeit herangezogeD. Der Erdwall konnte jedoch nicht revetirt werden, da weder Kalk noch Steine vorhanden waren, die Jahreszeit derartige Herstellungen auch nicht gestattete4). *) K. k. Haus-, Hof- und Staats-Archiv. Kriegs-Acten 1740; Fase. 133. 2) Hofkriegsraths-Expedits-Protokoll, Fol. 3572. Registraturs-Protokoll, 25. No­vember, Fol. 3488. Kriegs-Archiv; Mähren und Schlesien 1741; III, 25. 3) Nach dem Berichte des GFWM. Baron Reisky. Kriegs-Archiv; Mähren und Schlesien 1741; III, 25. *) Bericht des FML. Graf Wallis nach der Einnahme von Glogau an den Gross­herzog ddo. Berlin, 27. März 1740. Das Original im Browne’schen Manuscripte von 1741; abgedruckt „Neue militärische Zeitschrift“, II. Band, 8. Heft. Der schlechte Zustand der Festung ist auch in dem Berichte, welchen der dem Festungs-Commando zugetheilte GFWM. Baron Reisky seinerzeit über die Einnahme der Festung an den Hofkriegsrath erstattet hat, eingehend geschildert. Kriegs-Archiv; Mähren und Schlesien 1741; 111,25. 4*

Next

/
Thumbnails
Contents