Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)

Hauptmann Duncker: Die Invasion Schlesiens durch die königlich preussischen Truppen im Monate December 1740

2 Dio Invasion Schlesiens durch die k. preuss. Truppen im Monate December 1740. Der etwa 27.000 Mann *) zählenden, zur Invasion Schlesiens bestimmten preussischen Armee gegenüber, welche der König, Feld­herr und Diplomat zugleich, persönlich leitete, mussten die österreichischen Generale, denen die wenigen in dieser Provinz befindlichen Streit­kräfte untergeordnet waren, sich insolange auf die Defensive beschränken, bis nicht ein Heer versammelt war, welches der gegnerischen Armee die Spitze zu bieten vermochte. Dies nahm hei den damaligen Or­ganisations-Verhältnissen und hei dem gänzlichen Mangel an um­fassenden Vorbereitungen längere Zeit in Anpruch. Die Vertheidigung des Landes lag daher in den ersten Monaten, nach der theilweisen Besetzung desselben durch die Preussen, aus­schliesslich den schwachen Truppen-Abtheilungen oh; sie beruhte hauptsächlich in der Führung des kleinen Krieges und in der Ver- theidigung der Festungen. Die vorliegende Studie hat — nachdem die neuere Geschichts­schreibung die politischen Vorgänge vollkommen aufgehellt hat — nur die militärischen Verhältnisse österreichischerseits, und zwar so detaillirt in Betracht gezogen, als das vorhandene, oft sehr lückenhafte Acten- material dies heute noch gestattet2). Jene Correspondenzen und wichtigen Actenstücke, welche ge­eignet sind, manches bisher nicht bekannte Detail zu beleuchten und zu erklären, wurden ihrem Wortlaute nach in dieselbe aufgenommen; sie sind unter allen Umständen Bausteine für eine spätere erschöpfende Darstellung des „österreichischen Successions-Krieges“ *). ') Die am 27. December vor Glogau eingetroffenen Truppen inbegriffen. *) Über die politische Vorgeschichte der Invasion und des Erbfolgekrieges siehe: Arneth, Mafia Theresia’s erste Regierungsjahre“, Band I, 'Wien 1863; Kron.es, „Handbuch der Geschichte Österreichs“, Berlin 1879, 4. Band; Grünhagen, „Geschichte des ersten schlesischen Krieges“, Gotha 1881: auch: Droysen, „Geschichte der preussi­schen Politik“ V. Friedrich der Grosse, 1. Band. Leipzig 1874, dann „Preussisclie Staatsschriften aus der Regierungszeit König Friedrich II.“, I. Band, Berlin 1877, endlich „Politische Correspondenz Friedrich des Grossen“, Band I, Berlin 1879. 3) Von dem Actenmateriale über die militärischen Vorbereitungen und An­ordnungen, besonders über die Monate October-December 1740, ist leider sehr wenig erhalten geblieben. Sämiutliclie beim Hofkriegsrathe eingelaufenen Berichte und Mel­dungen, mit Ausnahme weniger, existiren nicht mehr. Von den seitens der obersten Militär-Behörde erlassenen Verfügungen sind ebenfalls nur sehr wenige Concepte vor­handen. Aus den Feldkanzleien der in Schlesien commandirenden Generale ist nicht ein Actenstück auf/.ufmden. Einige Anhaltspunkte gewähren die Expedits- und Registra­turs-Protokolle des Hofkriegsratlies, welche in Schlagworten den Inhalt der ein­gelaufenen oder erlassenen Dienststücke enthalten. Das Expedits- (Einlauf-) Protokoll verzeichnet die Berichte etc., aber ohne Anführung des Datums, wann das betreffende Schriftstück geschrieben, ebensowenig des Tages, wann es beim Hofkriegsrathe einge­laufen; auch die Ortsangabe fehlt in diesem Protokolle ganz. Hiedurch wird ein genaues Verfolgen von Truppenbewegungen zur Unmöglichkeit. Behufs Ergänzung wurden daher auch Acten des k. k. Haus-, Hof- und Staats-Archivs, der Archive des k. k. Reichs- Finanz-Ministeriums (Hofkammer-Archiv) und des Ministeriums des Innern benützt.

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