Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)
Kriegs-Chronik Österreich-Ungarns. I. Theil. Der nordwestliche Kriegsschauplatz: Böhmen, Mähren, Schlesien (Mit eigener Paginirung) - Der Krieg 1866 gegen Preussen
Der Krieg 1866 gegen Preussen. 159 Frontbesetzung gegenüber gelang es den preussischen Garden und dem 6. Armee-Corps, nach leichtem Kampfe die wichtigen Höhen von Horenowes und Sendrazitz zu gewinnen. Das 4. und 2. Corps wurden nun angewiesen, den Swiep-Wald zu räumen und in die Linie: Chlum-Nedelist einzuschwenken. Die Preussen setzten indessen ihren Vormarsch in der Richtung auf Maslowéd und Chlum fort; letzterer Ort wurde um halb 3 Uhr Nachmittags auf der Ostseite unvermuthet von der 1. Garde-Division angegriffen und genommen. Bald darauf fielen auch Rozbefitz und Nedelist in die Hände der Preussen. Jetzt wurde die Armee-Reserve (1. und 6. Corps) zum Gegenangriffe auf Rozbefitz und die Höhen von Chlum beordert. Rozbefitz wurde im ersten Anlaufe genommen, aber der Angriff auf die Höhen von Chlum wurde abgewiesen. Der Rückzug war nun unvermeidlich geworden und wurde Anfangs durch die aufopfernde und glänzende Haltung der österreichischen Cavallerie und Artillerie auf das Beste gedeckt. — Trotz der zahlreichen Übergänge über die Elbe, ging jedoch der Rückzug bei dem Mangel einer Rückzugs-Disposition und weil die Passage durch die Festung Königgrätz erst um 11 Uhr Nachts gestattet wurde, nur unter grossen Verlusten vor sich. Die Armee überschritt hei Königgrätz und Lochenitz und mit Theilen des linken Flügels hei Pardubitz die Elbe. Die Verluste der österreichischen Armee waren sehr bedeutend und beliefen sich auf 1313 Officiere und 41.000 Mann; 187 Geschütze gingen zum grössten Theile in Folge tapferen Ausharrens zur Deckung des Rückzuges, auf die ehrenvollste Weise verloren. — Die Preussen erlitten einen Verlust von circa 360 Officieren und 9000 Mann. Der weitere Rückzug der Nord-Armee erfolgte in 3 Colonnen und zwar: Das 1., 3., 6., 10. Corps und die Armee-Geschütz-Reserve über Hohenmauth, Zwittau, Mährisch-Trübau und Könitz; das 2., 4. Corps und die 2. Cavallerie-Division über Wildenschwert, Hohenstadt und Littau; endlich das 8. und das sächsische Corps, die 1. leichte Cavallerie- Division und die drei Reserve-Divisionen über Policka, Zwittau und Littau. Das 10. Corps wurde am 9. Juli von Lettowitz aus mit der Eisenbahn nach Wien befördert und diente nunmehr als Besatzung des Brückenkopfes von Floridsdorf. Die 1. leichte und die drei Reserve-Cavallerie-Divisionen wurden zu einem Cavallerie-Corps unter Commando des Prinzen von Holstein vereinigt und nach Wien dirigirt. Die preussische Armee, welche auf jede unmittelbare Verfolgung nach der Schlacht verzichtet hatte, war anfänglich über die Richtung