Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)
Kriegs-Chronik Österreich-Ungarns. I. Theil. Der nordwestliche Kriegsschauplatz: Böhmen, Mähren, Schlesien (Mit eigener Paginirung) - Der Krieg 1866 gegen Preussen
158 Der Krieg 1866 gegen Preussen. Bis 2 Uhr Nachmittags standen im Centrum die Verhältnisse für di« kaiserliche Armee sehr günstig. Die I. preussische Armee, welche siel isolirt in den Kampf geworfen hatte, war durch den tapfern Wider stand der kaiserlichen Infanterie an dem weiteren Vordringen gehinderl und der Gefahr ausgesetzt, sich unter dem mörderischen Feuer dei österreichischen Artillerie zu verbluten. Vorgänge am österreichischen linken Flügel. Am linken Flügel hielten die Vortruppen des sächsischen Corps die Orte Nechanic, Lubno und Popowitz an der Bistritz durch längere Zeit gegen die Avantgarde der Elbe-Armee fest. Bis Mittag beschränkte sich hier der Kampf nur auf Vortruppen-Gefechte und Artillerie-Kämpfe. Nach 12 Uhr schritt der Gegner mit einer Division durch den Primer Wald zum Angriffe auf Neu- und Ober-Prim. Nach länger dauerndem wechselvollem Kampfe, wobei die Sachsen einen Offensivstoss gegen die Fasanerie unternahmen, dem später ('/23 Uhr) im Vereine mit Theilen des 8. Corps ein zweiter folgte, gelang es den Preussen, am äussersten linken Flügel sich im Primer Walde festzusetsen und kurz darauf auch sich Ober-Pfim’s zu bemächtigen. Die Sachsen hielten noch Probluz besetzt; die österreichischen Brigaden Roth und Schulz sammelten sich im Bfizer Walde. Mittlerweile war auch eine preussische Division über Popowitz gegen Probluz vorgegangen. Die Sachsen vermochten nicht mehr diesen frischen Truppen zu widerstehen und so zog sich der ganze linke Flügel der Schlachtlinie auf die Höhen südwestlich Rosnitz zurück. Die Cavallerie-Division Edelsheim war (um 4 Uhr Nachmittag) eben im Begriffe, über Téchlowitz in die rechte Flanke der Elbe-Armee zu wirken, als sie in’s Centrum der Armee- Stellung abberufen wurde. Die Elbe-Armee stand nun bei Probluz in der linken Flanke des österreichischen Heeres zur selben Zeit, als auch der Druck der Armee des Kronprinzen am österreichischen rechten Flügel fühlbar wurde. Vorgänge am österreichischen rechten Flügel. Etwa gleichzeitig wie im Centrum hatte auch der Kampf am rechten Flügel begonnen. Die 7. preussische Division hatte von Benatek her den Swiep-Wald angegriffen und die österreichischen Vortruppen daraus vertrieben. Das 4. Armee-Corps versuchte, diesen Wald wieder zu nehmen. Die wiederholt mit glänzender Bravour durchgeführten Angriffe blieben jedoch ohne Erfolg; erst als auch das 2. Corps 1 ’/a Brigaden in diesen Kampf verwickelte, gelang es zwar, gegen Mittag den Wald, aber nur mit kolossalen Verlusten, wieder zu erobern, wobei jedoch die dem 2. Corps zugewiesen gewesene Strecke Horenowes-Trotina von Truppen fast entblösst und nur noch von einer Brigade des 2. Corps gehalten wurde. Um diese Zeit waren aber bereits die Spitzen der Armee des Kronprinzen auf dem Schlachtfelde eingetroffen. Der schwachen