Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)
Kriegs-Chronik Österreich-Ungarns. I. Theil. Der nordwestliche Kriegsschauplatz: Böhmen, Mähren, Schlesien (Mit eigener Paginirung) - Der Krieg 1866 gegen Preussen
152 Der Krieg 18(56 gegen Preuasen. sich aber aus eigener Initiative zum Angriffe auf die feindliche Stellung, erstürmte um halb 7 Uhr Abends den Kapellenberg und warf den Gegner auf Parschnitz zurück. Am Schlüsse des Treffens standen 3 Brigaden auf den Höhen bei Trautenau, während die Caval- lerie diese Stadt besetzt hielt. — Im Laufe der Nacht ging das durch den Kampf ganz erschöpfte und in Unordnung gerathene preus- sische 1. Corps wieder über die Grenze zurück. — Der österreichische Verlust betrug 191 Officiere, 4600 Mann; der preussische 56 Officiere, 1300 Mann. An demselben Tage (27.) kam es auch im äussersten Osten des Kriegsschauplatzes, bei Oswieczim ’) zum Kampfe. Zum Schutze Ober-Schlesiens war, wie erwähnt, ein Detachement von 6 Bataillonen, 1 Jäger- und 2 Füsilier-Compagnien, dann 6 Esca- dronen unter dem General-Major Graf Stolberg bei Nikolai aufgestellt worden. Von österreichischer Seite waren 4 Bataillone, 4 Escadronen und 1 Batterie der Festungsbesatzung Krakau’s zum Schutze der Grenze an die Weichsel und Przemsza vorgeschoben worden. — Schon am 25. und 26. Juni war es bei Berun zwischen den beiderseitigen Vortruppen zu Zusammenstössen gekommen. Am 27. versuchte Stolberg, der die Deckung Ober-Schlesiens in offensiver Weise bewirken wollte, einen Angriff auf Oswieczim. — Während je 1 Bataillon bei Myslowitz und bei der Beniner Brücke demonstrate, übersetzten 43/t Bataillone, 4 Escadronen und 2 Geschütze bei Plawy und Jedlin die Weichsel und rückten über Brzezinka gegen Oswieczim vor. Hier standen nur 1 Bataillon, eine halbe Batterie und 2 Escadronen Uhlanen. Die Infanterie hielt den Bahnhof und das alte Zollamt besetzt; die Cavallerie deckte die linke Flanke. — Alle Versuche der Preussen, den Bahnhof wegzunehmen, scheiterten an dem tapferen Widerstande der Österreicher. Da trat ein kritischer Moment ein. Die feindlichen Uhlanen (4 Escadronen) rückten nämlich, den Bahnhof südlich umgehend, direct auf Oswieczim vor. Rittmeister Lehmann, die drohende Gefahr erkennend, warf sich sofort mit seiner Escadron dem fünffach überlegenen Feinde entgegen, wobei er den Heldentod fand. Die Escadron musste zurückweichen; der Feind setzte den Vormarsch gegen Oswieczim fort, als zwei rechtzeitig auf dem Schlossberge postirte Geschütze ihr wohlgezieltes Feuer eröffneten und das feindliche Regiment zur Umkehr zwangen. Stolberg zog sich hinter die Weichsel zurück. Das in Folge des Treffens von Wysokow hart mitgenommene 6. Armee-Corps war noch in der Nacht auf den 28. Juni durch das *) „Österreichs Kämpfe im Jahre 1866“, III. Band. — „Beiträge zur Geschichte der österreichischen Cavallerie“ etc. 1882. Oswieczim.