Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)
Kriegs-Chronik Österreich-Ungarns. I. Theil. Der nordwestliche Kriegsschauplatz: Böhmen, Mähren, Schlesien (Mit eigener Paginirung) - Der Krieg 1866 gegen Preussen
150 Der Krieg I860 gegen Preussen. Das 6. Corps traf Vormittags auf dem Marsche von Opoöno nach Skalitz mit der rechten Flügelcolonne, der Brigade Hertwek, bei Schonow auf die Avantgarde des preussischen 5. Corps (Steinmetz), welche eben das Plateau von Wenzelsberg besetzte, um das Debou- chiren des Corps zu sichern. Der sofort durchgeführte Angriff der genannten Brigade ward durch das Schnellfeuer der Preussen abgewiesen und sie musste sich bis zum Meierhofe nordwestlich Schonow zurückziehen. Doch hielten zwei Bataillone noch den Ort Wenzelsberg und die Wenzelskapelle besetzt. Mittlerweile waren auch die Brigaden Jónak und Rosenzweig, sowie die Cavallerie-Brigade Prinz Solms auf dem Kampfplatze eingetroffen. Erstere erreichte bereits um 10 Uhr in Gefechtsformation den Nordausgang von Schonow, während eben die Brigade Rosenzweig sich östlich von Prowodow eoncentrirte. Die Brigade Jónak ging in der Richtung auf die Wenzelskapelle vor und vertrieb im Vereine mit einem Bataillon der Brigade Rosenzweig den Feind aus dem wichtigen Wäldchen nördlich der Kapelle, das auch bald von letzterer Brigade besetzt wurde. Am rechten Flügel gelang es, gleichzeitig den Feind aus der Unterförsterei zu delogiren und bis in die Schlucht von Brazetz zurückzudrängen. Um diese Zeit griff die Brigade Prinz Solms (5l/2 Escadronen) die südlich Wysokow stehende preussische Cavallerie-Brigade Wnuk (9 Escadronen) an, warf sie nach erbittertem Kampfe auf Altstadt zurück, gerieth aber in feindliches Infanterie-Feuer und zog sich nach Kleny. Östlich dieses Ortes fuhr die Corps-Geschützreserve auf und bestrich das Plateau, welches um diese Zeit sich im Besitze der Österreicher befand, wenn auch noch preussische Abtheilungen sich jenseits der Neustädter Strasse hielten. Unmittelbar nach dem Cavallerie - Kampfe versuchten einige österreichische Bataillone, aus dem Wäldchen vorzubrechen, um den Gegner ganz in das Defilé zu werfen, erlitten aber durch das Schnellfeuer der gedeckt postirten Preussen, welches in Folge einer gleichzeitigen Cavallerie-Attake in den rasch formirten Carrés verheerend wirkte, grosse Verluste und zogen sich nach Wenzelsberg zurück. Zu dieser Zeit traf die 10. preussische Division auf dem Kampfplatze ein und nahm mit 10 Halb-Bataillonen das Wäldchen, später die Kapelle und Wenzelsberg, während andere 10 Halb-Bataillone nach und nach in und bei Wysokow sich ansammelten. Das österreichische Centrum war auf Prowodow und Schonow zurückgewichen. Um 1 Uhr griff noch General-Major Waldstädten von Starkoc her Wysokow an, setzte sich trotz des heftigsten feindlichen Feuers im nordwestlichen Theile des Dorfes fest, musste aber bald unter starken Verlusten vor den sich immer mehr bei Wysokow ansammelnden Preussen weichen. Der österreichische Verlust betrug 232 Officiere, 5500 Mann und 8 Kanonen; der preussische 62 Officiere 1060 Mann.