Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)
Kriegs-Chronik Österreich-Ungarns. I. Theil. Der nordwestliche Kriegsschauplatz: Böhmen, Mähren, Schlesien (Mit eigener Paginirung) - Der Krieg 1866 gegen Preussen
Der Krieg 1866 gegen Preussen. 149 Das sächsische Corps, von welchem im Laufe des Gefechtes die Infanterie-Division Stieglitz nach Diletz vorgezogen wurde, stand südlich von Jicin. Um 3 Uhr 30 Minuten Nachmittags erschien die 5. preussische Infanterie-Division, gefolgt von der 4- bei Kniznitz und ging beiderseits der Strasse, jedoch mit der Hauptkraft gegen den österreichischen rechten Flügel zum Angriffe vor. Es gelang ihr auch, bis in die Linie Zámez, Poduls, Jinolitz vorzudringen; weitere Fortschritte konnte sie indessen nicht erzielen. Um 5 Uhr Nachmittags war es auch an der München- grätzer Strasse bei Lochow zwischen der 3. preussischen Division und der Brigade Ringelsheim zum Kampfe gekommen und auch hier wurden die Angriffe der Preussen bis zum Einbrüche der Dunkelheit abgewiesen. Inzwischen war um 7 Uhr 30 Minuten Abends vom FZM. Benedek der Befehl eingetroffen, mit Vermeidung von ernstlichen Gefechten, den Rückmarsch zur Hauptarmee fortzusetzen. In Folge dieses Befehles wurde das Gefecht abgebrochen. Die Heftigkeit des Kampfes und die eingetretene Dunkelheit machten es jedoch äusserst schwierig und verlustvoll; erst nach Mitternacht verstummte das Kampfgetöse, nachdem sich die Preussen noch rasch der Stadt Jicin bemächtigt hatten. Die Alliirten zogen sich über Miletin, Horitz und Smidar zurück imd vereinigten sich am 1. Juli bei Sadowa und Nechanic mit der Hauptarmee. Der österreichisch-sächsische Verlust betrug 210 Officiere und 5300 Mann; der preussische 71 Officiere und 1500 Mann. Mittlerweile war es auch dem Kronprinzen von Preussen gelungen, nach einer Reihe äusserst blutiger Gefechte gegen einzelne Corps der Nord- Armee, die Gebirgsdefiléen zu passiren und die obere Elbe zu erreichen. Am Nachmittage des 20. Juni überscln-itten die Spitzen der II. preussischen Armee bei Schatzlar, Braunau und Nachod die Grenze; das Gros sollte am folgenden Tage Trautenau, Eipel, Kosteletz und Nachod erreichen. Von der Nord-Armee waren am 26. bereits 4 Armee-Corps und eine Cavallerie-Division in dem Raume Josefstadt-Miletin-Königgrätz eingetroffen ; die übrigen Corps konnten in den nächsten zwei Tagen gleichfalls bei der Hand sein. Das Armee-Commando war sonach in der Lage, der in drei isolirten Colonnen durch schwierige Gebirgsdefiléen vorrückenden Armee des Kronprinzen mit Übermacht entgegenzutreten. Dasselbe hatte indessen nur die Absicht, den Aufmarsch der Armee in die Stellung Josef- stadt-Miletin durch Disponirung des 10. Corps (Gablenz) nach Trautenau und des 6. Corps (Ramming) nach Skalitz und Nachod zu decken. So kam es am 27. Juni bei Wysokow *) und Trautenau zum Zusammenstosse. ') „Österreichs-Kämpfe 1866“, III. Band. — „Beiträge zur Geschichte der k. k. österreichischen Cavallerie“. K. k. Kriegs-Archiv. Wien 1882. — „Kritische und unkritische Wanderungen über die Gefechtsfelder der preussischen Armee in Böhmen 1866.“ Kühne, Major. Wysokow.