Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)

Kriegs-Chronik Österreich-Ungarns. I. Theil. Der nordwestliche Kriegsschauplatz: Böhmen, Mähren, Schlesien (Mit eigener Paginirung) - Feldzug 1813 im nördlichen Böhmen

Feldzug 1813 im nördlichen Böhmen. 139 dieser Linie zurückgellenden Corps des Prinzen von Württemberg und Ostermann’s nur nach blutigen Gefechten und unter grossen Verlusten den Weg nach Böhmen bahnen konnten. Am Abend des 28. standen die Russen bei Peterswalde, Vandamme bei Hellendorf. Am 29. August bei Tagesanbruch schritten die Franzosen zum Angriff. Die Russen zogen sich langsam unter fortwährenden Gefechten über Nollendorf nach Kulm zurück, und nahmen bei Priesten beider­seits der Strasse Stellung, in der Absicht, sich hier bis zum Aeussersten zu halten, um den über Graupen und Geiersberg marschirenden Heeres- theilen die Zeit zum Debouchiren zu verschaffen. Die Stärke der Russen betrug anfänglich nur 20.000 Mann. Zwischen der Strasse und dem Gebirge standen die Garden mit der Artillerie vor der Front; im Centrum bei Priesten die Überreste des Corps Württemberg; auf dem rechten Flügel in der Richtung gegen Karbitz die Reiterei, bei welcher sich auch das mittlerweile eingetroffene österreichische Dragoner-Regiment Erzherzog Johann (jetzt Nr. 9) befand. Vandamme warf vorerst mit seiner Avantgarde die Nachhut der Russen aus Kulm und Straden, wartete dann das Eintreffen von neun frischen Bataillonen ab und griff nun Priesten an, das auch genommen, aber durch das entschlossene Eingreifen der russischen Cavallerie wieder verloren wurde. Als gegen 2 Uhr Nachmittags eine neue französische Division auf dem Kampfplatze eintraf, richtete Van­damme den Hauptangriff gegen den russischen linken Flügel. — Die wüthenden Angriffe der weit überlegenen Franzosen (37.000 Mann) scheiterten indess an der Ausdauer und Tapferkeit der russischen Truppen und so gelang es, die Position bis gegen Abend zu halten. Die Russen hatten bei 6000 Mann verloren. Mittlerweile war Fürst Schwarzenberg selbst mit beträcht­lichen Kräften auf dem Schlachtfelde eingetroffen, so dass die Ver­bündeten nunmehr hier über 100.000 Mann verfügten. Schwarzenberg befahl für den folgenden Tag den Angriff nun seinerseits. Die Russen sollten in der bisherigen Stellung zwischen dem Gebirge und Karbitz den Feind in der Front festhalten, während der rechte Flügel — die österreichischen Divisionen Colloredo und Bianchi (20.000 Mann mit 18 Geschützen) — zwischen Karbitz und dem Strisowitz-Berge Vor­dringen, Vandamme auf seinem linken Flügel umgehen und in das Gebirge werfen sollte. Die Preussen unter Kleist, welche noch im Gebirge bei Fürstenwalde (südöstlich Lauenstein) staken und denen St. Cyr dicht auf den Fersen folgte, rückten über Nollendorf in’s Teplitzer Thal. / Vandamme, welcher nach den ursprünglichen Dispositionen Napoleon’s die Marschälle St. Cyr und Marmont mit beträchtlichen Streitkräften auf dem Marsche nach Teplitz glaubte, beschloss Kulm.

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