Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)
Kriegs-Chronik Österreich-Ungarns. I. Theil. Der nordwestliche Kriegsschauplatz: Böhmen, Mähren, Schlesien (Mit eigener Paginirung) - Feldzug 1813 im nördlichen Böhmen
140 Feldzug 1813 im nördlichen Böhmen. Kulm1) bis zum Eintreffen des von Pirna her im Anzuge befindlichen Marschalls Mortier zu halten. Am 30. Früh hatte Vandamme folgende Aufstellung bezogen: der rechte Flügel — 23 Bataillone — hielt den Stradner-Berg besetzt; das Centrum — 18 Bataillone — stand vorwärts und hinter Kulm; der linke Flügel — 15 Bataillone — reichte bis Böhmisch-Neudörfel und hatte den Stfisowitz-Berg in die Stellung einbezogen. Die Cavallerie — 25 Escadronen — stand südlich Kulm vor der Infanterie. Um 8 Uhr Vormittags griff der russische General Knorring mit seiner Cavallerie die Anhöhe zwischen Karbitz und Böhmisch-Neudörfel an und nahm drei Geschütze, Feldmarschall-Lieutenant Graf Colloredo, Commandant des ganzen rechten Flügels, erstürmte den Stfisowitz- Berg, warf die Franzosen vom Berge gegen die Ziegelei am Neudörfel-Bache und drang bis Auschine vor, während Knorring und die österreichische Brigade Abele gegen Kulm vorgingen. Mittlerweile suchte der französische rechte Flügel sich der Strasse über den Geiersberg zu bemächtigen, wurde aber von den Russen, welche selbst die steilen Hänge des Geiersberges erklommen hatten, nach Kulm zurückgeworfen. — Gegen 10 Uhr erschienen die Preussen unter Kleist, der den Thalweg gegen Kulm eingeschlagen, bei Nollen- dorf. General Ziethen besetzte mit 7 Bataillonen Peterswalde. Vandamme, nun von allen Seiten eingeschlossen und auf das lebhafteste angegriffen, suchte sich, mit Aufopferung seiner Artillerie, durch die Preussen durchzuschlagen; die französischen Brigaden Quiot und Reuss griffen mit Ungestüm die Preussen an; die Cavallerie-Brigade Montmarie säbelte die Bedienung und Bespannung der preussischen Artillerie nieder und schlug sich nach Nollendorf durch. Ein Theil der Franzosen warf sich nach Arbesau, das aber bald von Colloredo mit dem Bajonette genommen wurde. Kulm wurde von Knorring erstürmt und hiebei Vandamme gefangen genommen. ' Die französische Cavallerie versuchte sich zu formiren, wurde aber auf die Divisionen Mouton und Philippon geworfen, welche sie vollständig in Unordnung brachte. — Die Franzosen, vollkommen aufgelöst, flüchteten sich in’s Gebirge, wohin zu folgen, den Alliirten unmöglich war. — Französische Verluste: 5000 Todte und Verwundete, 10.000 Gefangene und 81 Kanonen; russische: 5000 Mann; preussische 1500 Mann; österreichische 816 Mann. Am Tage der Schlacht traf auch die Nachricht von den Siegen bei Grossbeeren (23. August) und an der Katzbach (26. August) ein, *) *) Streffleur’s Österreichische militärische Zeitschrift: „Die Gefechte bei Kulm“. Jahrgang 1863, 21. Heft. — Aster: „Die Schlacht bei Kulm“. Dresden 1845. — Helfert: „Die Schlacht bei Kulm 1813“. Wien 1863. — Uhlig: „Das Kriegsjahr 1813“. Dresden 1863. Kulm.