Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)
Hauptmann Duncker: Die Invasion Schlesiens durch die königlich preussischen Truppen im Monate December 1740
42 Die Invasion Schlesiens durch die k. preuss. Truppen im Monate December 1740. zuschliessen, sondern bei den Trouppen zu verbleiben, naeli befund aber den .... Piccolomini, wann du Es anständig und nöthig glaubest, dahin verlegen kannst: und hast du aus unsern vorigen ansonsten bereiths Erfahren, das wir den Ingenieur haubtmann Sulii würklichen nacher Schlesien haben beordern lassen. Verbleiben dir schliesslich Wien, den 15. Decbr. 1740'). Merkwürdigerweise findet sich in diesem Rescripte der Königin nicht ein, die Besatzungsverhältnisse der Hauptstadt Breslau berührendes Wort, auf welchen Punkt doch, wie wir gesehen haben, in Wien sehr richtig ein hoher Werth gelegt wurde. Es dürfte daher die Annahme berechtigt sein, dass die Verhandlungen hierüber, wenn solche überhaupt von Wien ausgeführt wurden, nur im Wege der böhmischen Hofkanzlei geschehen sein können. Handschriftliches findet sich darüber nicht vor, wie überhaupt die Correspondenz der Hofstelle in Wien mit der schlesischen Landesregierung aus jener Zeit, bis jetzt nicht aufzufinden war-. Das Resultat der Verhandlungen mit der Stadt Breslau, wegen Aufnahme königlicher Truppen als Besatzung, rechtfertigte leider nicht die in dem Berichte des Militär-Commandanten vom 14. December ausgesprochene allzusanguinische Auffassung der Situation. Die Verhandlungen scheiterten in Folge der Energielosigkeit des königlichen Oberamtes vollständig. Pöbelkrawalle brachen aus und FML. Graf Browne verhess am 18. December die Stadt2), unmuthig über diesen Misserfolg, den abzuwenden nicht in seiner Macht lag, denn zur forcirten Besetzung Breslau’s besass er keine Instruction3). *) *) Nach dem Coneepte in der Registratur des k, k. Reiclis-Kriegsministeriums. Hofkriegsrath, Registratur 1740; December 409. 2) Ein neueres Werk äussert sich über die Vorfallenheiten jener Tage in Breslau folgendermassen: „Der alte Graf Schaffgotscli hatte vollständig den Kopf verloren und als FML. Graf Browne, der selbst in jenen Tagen in Breslau weilte, es offen aussprach, man sollte einige der Hauptagitatoren beim Kopfe nehmen, dann werde schon Ruhe werden, fuhr der alte Präsident selbst zu ihm in den „goldenen Baum“ am Ringe und beschwor ihn, vorsichtiger zu sein in seinen Äusserungen, der Pöbel sei in seiner Wuth im Stande, ihn, das ganze Oberamt und den Magistrat dazu umzubringen, das Beste sei, er verlasse die Stadt.“ C. Grünhagen, Geschichte des ersten schlesischen Krieges nach archivalischen Quellen. Gotha 1881. I. Band, Seite 145 u. ff. Sehr ausführlich schildern auch desselben Autors Werk: „Friedrich der Grosse und die Breslauer“ sowie die Schrift: „Zwei Demagogen im Dienste Friedrich des Grossen“, nach handschriftlichen Quellen (im 39. Jahresberichte der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur) Breslau 1862, die Begebenheiten jener Epoche in der Landeshauptstadt. 3) Am 22. December noch wird ihm vom Hofkriegsrathe aiifg.-tragen, „er solle sich angelegen sein lassen, bei wirklich erfolgter Einrückung in Schlesien derer preussi- schen Truppen die Stadt Breslau zur Einnehmung einer königlichen Garnison zu „persuadiren“. Hofkriegsraths-Registraturs-Protokoll 22. December, Fol. 3648.