Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)
Hauptmann Duncker: Die Invasion Schlesiens durch die königlich preussischen Truppen im Monate December 1740
Die Invasion Schlesiens durch diek. preuss. Truppen im Monate December 1740. 33 Diese Conferenz scheint der Ausgangspunkt zu einer, obwohl spät eingetretenen etwas energischeren Auffassung der Sachlage und dem endlichen Aufraffen zu einer, wenn auch in bescheidenen Verhältnissen sich bewegenden Activität zu sein. Die Rüstungen beginnen von jetzt ab in etwas grösserem Massstabe. Man steht aber vor der Mitte des December, die preussischen Colonnen schlagfertig jenseits der Grenze — erwarten stündlich den Befehl zum Einrücken in Schlesien, das von 4000 kaiserlichen Soldaten vertheidigt und geschützt werden soll'). Die Übernahme des Commando durch FML. Graf Browne. Feldmarschall-Lieutenant Graf Browne, welcher in Italien in Dienstesverwendung stand, war im Spätherbste des Jahres 1740 ursprünglich für ein Commando in Böhmen ausersehen gewesen3) und dürfte Ende November die Bestimmung nach Schlesien erhalten haben, mit vorläufigen Instructionen in Wien versehen, dahin abgegangen sein. Dessen Eintreffen in Schlesien wird in den ersten December- tagen erfolgt sein *). Browne galt als energischer, thatkräftiger General, er stand in noch jungen Jahren, hatte aber bereits Gelegenheit gefunden, auf den Schlachtfeldern Italiens und in den Türkenkriegen seine Fähigkeiten zu erproben4)Sein frühester Bericht, liach Übernahme des „Interims-General- Militär-Commando“ in Schlesien, der erhalten ist, trägt das Datum des 1 j Mit Ausschluss der Besatzung von Glogau (6 Compagnien Harrach, 4 Compagnien Wallis) nach dem Conferenz-Protokoll: „Graf Browne mit denenselben beiden übrigen Harrach’schen Bataillons, dem Bottá- und seinem eigenen Regimente mit Beirechnung der 8 Liechtenstein’schen Compagnien nicht viel über 4000 M. und nicht einmal diese wegen deren hin und wieder auszustellenden Posten, in denen Stand, wie die Regimenter dermalen wären, zusammen zu bringen, vermögend sein würde.“ Kriegs-Archiv; Österreichischer Erbfolgekrieg, 1740; XII, 4*/2. 2) Hofkriegsraths-Registraturs-Protokoll, 14. November, Fol. 3433 und 25. November, Fol. 3488. 3) Der erste Bericht Browne’s aus Schlesien, dessen die Acten erwähnen, ist der in dem nachfolgend mitgetheilten Schreiben an den Grossherzog von ihm citirte, aber nicht mehr vorhandene Bericht vom 8. December. 4) Maximilian Ulysses Graf von Browne, Baron de Camus und Mountany, ein Sohn des kaiserlichen Reiteroberst Ulysses Graf von Browne, war am 23. October 1705 zu Basel geboren. In jungen Jahren in die Armee getreten und durch Familien- Verbindungen mächtig gefördert, hatte derselbe bereits am 2. April 1729 die Obersten- Cbarge bei einem Infanterie-Regimente erreicht. Im Feldzuge in Italien 1734 kämpfte Browne mit Auszeichnung, bei Parma (29. Juni) und Quistello (15. September) und ward am 18. März 1735 zum General-FeUlwachtmeister ernannt. In den Feldzügen gegen die Türken 1737—1739 war Browne und zwar in jenem von 1737 beim Corps des FZM. Prinz zu Sachsen-Hildbnrghausen, 1738 bei der Haupt-Armee, 1739 bei dem Corps des G. d. C. Fürst Lobkowitz in Siebenbürgen in Verwendung. Am 26. März 1739 zum Feldmarschall-Lieutenant befördert, erhielt derselbe nach dem Belgrader Frieden ein Commando in Como in Italien. Den weiteren Lebenslauf des Feldmarschalls siehe in dessen von Arneth verfasster Biographie in „Allgemeine Deutsche Biographie“, III. Band, Leipzig 1876. Mittheilungen des k. k. Kriegs-Archivs. 1885. 3