Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)

Hauptmann Duncker: Die Capitulation Breslau's am 3. Januar 1741

180 Zur Capitulation Breslau’s am 3. Januar 1741. über die stattgefundenen Vorgänge in Breslau aufzuklären, — und eine authentische Darstellung des Sachverhaltes bietet *). Aber nicht allein in dieser Hinsicht, auch durch die Unterschrift des einen Mannes, der ihr geistiger Urheber war und dieselben auch mit Ausnahme der Beilagen, eigenhändig geschrieben hat, erhalten diese Mittheilungen erhöhtes Interesse. Der die Schriftstücke an erster Stelle unterfertigende Oberamts­rath der schlesischen Regierung ist nämlich der spätere geheime Bath, Präsident und Staatsminister Friedrich Wilhelm Graf Haugwitz2). Die Berichte3) lauten: „Hochgebohrner Reichs-Graf! Gnädiger Herr Herr, Ew. Excellenz geruhen aus beygebogener Specie Facti, das König], preussische unerhörtes Verfahren, gegen das gesammte Königl. Ambt gründl. des mehrern gnädig zu entnehmen; deme nur noch beyzusetzen, dass als der Herr Oberambts-Director den 4. gegen Abend in Begriff war, in Breslau sich auf den Wagen zu setzen, der König in Preussen durch den Obristen Posadoffsky Ihme bedeuten lassen, dass er auf inständiges ansuchen der Bürgerschaft dispensiret würde, noch andere 24 Stunden sich in Breslau aufzuhalten; worauf aber Selber geant- worthet wienach zu seiner Abreise schon alles veranstaltet seye, er auch der Bürgerschaft vor Ihn zu interveniren, keine commission er- theilet hätte; dieses hat uns der Herr Oberambts-Rath Graf von Nostitz, welcher einige Stunden später von Breslau aufgebrochen, referiret, und deme noch beygesetzet, wasmassen der Cammer-Präsident Graf von Proskau gleichfalls seiner Charge jedoch mit diesem Unterschied von dem Könige entsetzet worden, dass er entweder in Breslau ver­bleiben, oder auf seine Güter sich begeben möchte; wohingegen der ') Die erste Nachricht von der Capitulation Breslau’s, welche man in Wien erhielt, scheint durch einen von König- Friedrich an Graf Götter abgefertigten Courier dorthin gelangt zu sein, welcher am 7. Januar in der Hauptstadt eintraf. Berichte des Freiherrn v. Seckendorf, Gesandter des Herzogs von Sachsen-Gotha vom 7. Januar 1741 an diesen. K. k. Haus-, Hof- und Staats-Archiv. Geschriebene Zeitungen, Fase. 17. In dem Berichte vom 11. Januar sagt der Gesandte: „Das Ministerium hat zur Zeit noch keine umständliche legale Nachricht, wie es mit der von des Königs in Preussen Majestät beschehenen Occupation der StadtBreslau eigentlich hergegangen“. Ebendaselbst. 2) Haugwitz ward um 1700 als ältester Sohn des sächsischen Generals Georg Carl Freiherr (seit 1733 Grafen) von Haugwitz geboren und befand sich seit dem Jahre 1725 im österreichischen Staatsdienste. Die bedeutenden von ihm als Präsident des „Direc- torium in politicis et cameralibus“ in den Jahren 1748 und 1749 durchgeführten Reformen ermöglichten der Kaiserin die Unterhaltung einer Heeresmacht von 108.000 Mann; seine die Verwaltung centralisirenden Principien waren besonders geeignet die Staatsgewalt zu stärken. Siehe dessen Biographie von Felgel in „All­gemeine deutsche Biographie“ XI. Band. Leipzig 1880. 3) Die Originale befinden sich im Archive des k. k. Ministeriums des Innern VII, N. 1, 20 vom Jahre 1741; Schlesien.

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