Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)
Hauptmann Duncker: Die Capitulation Breslau's am 3. Januar 1741
179 Zur Capitulation Breslau’s am 3. Januar I74I1). König Friedrich II., von den Vorgängen, welche sich in Breslau in der zweiten Hälfte des Monats December 1740 abgespielt hatten, genau unterrichtet, war — in der Besorgniss, der Einmarsch österreichischer Truppen werde in letzter Stunde doch erfolgen und die Hauptstadt auf diese Weise der Königin Maria Theresia erhalten bleiben, ■— am 28. December von Herrndorf vor Glogau aufgebrochen und hatte mit dem kleinen Truppencorps, das ihn begleitete, die 15 Meilen betragende Strecke bis Breslau in vier Tagen zurückgelegt. Am 31. December befand sich des Königs Hauptquartier bereits in Pilsnitz, eine Meile vor Breslau, von wo er am 1. Januar 1741 die Oberste v. Borcke und Posadowsky behufs Unterhandlung in die Stadt entsendete. Einen Beitrag zu den Vorgängen jener Tage* 2 * * * * * 8) liefern die folgenden Berichte, welche von Mitgliedern des schlesischen Oberamts- Collegiums, den Oberamtsräthen Graf von Haugwitz und von Dorsch, welche ebenso, wie die übrigen Mitglieder der Landesregierung die Hauptstadt am 4. Januar 1741 hatten verlassen müssen, von Klitschdorf an der sächsischen Grenze, nach Wien expedirt wurden und jedenfalls an den böhmischen Oberst-Kanzler Graf Kinsky gerichtet waren. Diese Schriftstücke haben einen durchaus amtlichen Charakter, sie erzählen die Ereignisse, welche bei und vor den Verhandlungen mit König Friedrich stattfanden, entweder als selbst Erlebtes oder nach dem Berichte von Augenzeugen, sie enthalten eine genaue Darlegung der Geschehnisse, die jedenfalls dazu bestimmt war den Oberst-Kanzler *) Siehe: „Die Invasion Schlesiens durch die königl. preussischen Truppen im Monate December 1740“; Mittheilungen des k. k. Kriegs-Archivs die Seiten 29, 42, 46 und 65 dieses Jahrganges. 2) Der königl. preussische Archivrath und Professor an der Universität Breslau, Dr. Colmar Grünbagen, hat in seinen Werken „Friedrich der Grosse und die Breslauerin den Jahren 1740 und 1741 (Breslau 1864), dann in seiner Geschichte des „Ersten schlesischen Krieges“ sehr detaillirte Schilderungen über die Intriguen und den Kampf um die Einnahme kaiserlicher Besatzung in die Stadt im Monate December 1740 veröffentlicht, sowie über die Unterhandlungen des Ratlies mit König Friedrich, welche in dem „Neutralitäts-Verträge“ ihren vorläufigen Abschluss fanden.