Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)
Hauptmann Gömöry von Gömör: Türkennoth und das Grenzwesen in Ungarn und Coratien während sieben Friedensjahren
178 Türkonnoth und das Grenzwesen in Ungarn und Croatien. zutreiben. Beim Dorfe Farnád, zwei Meilen von Újvár, wurden letztere von streifenden Türken angegriffen. In dem Scharmützel, welches sich hiebei entspann und von der Vesperzeit bis tief in die Nacht hinein andauerte, wurden sämmtliche Trabanten bis auf vier, welchen es gelang, nach Újvár zu entrinnen, theils niedergemacht, theils gefangen.“ Fasst man die Geschehnisse an der türkisch-ungarisch-croatischen Grenze während der angeführten sieben Jahre zusammen, so ergeben sich: 188 Einfälle, darunter 14 Berennungen, 8 Stürme und Escaladen, 9 Überrumpelungen, 2 Belagerungen, 45 Gefechte, Scharmützel etc., welche mit der Verheerung vieler Hunderte von blühenden Ortschaften, der Wegführung Tausender in die Sclaverei verbunden waren1). So beredte Zahlen drängen unwillkürlich zu dem Gedanken, welche Züge von Tapferkeit und Heldenmutk, von Opferwilligkeit und Hingebung in diesen Kämpfen zu Tage getreten sein mochten. Nicht Ehrgeiz, nicht Habsucht, nur Liebe zur heimatlichen Scholle und Ehrfurcht vor dem ererbten Gottesglauben trieb, „um beide zu retten“, das Volk an, sich der irdischen Güter und selbst des Lebens zu ent- äussern. Welch’ herrliche Vorbilder hätte die Geschichte für spätere Generationen zu verzeichnen gehabt! Die Thaten in ihren zweifellos hochinteressanten Phasen und die Namen der Männer, welche für das Heiligste gesitteter Völker so wacker gestritten, wurden im Verlaufe von Jahrhunderten vergessen. Nur wenige konnten hier genannt werden. Wohl aber dürfte es gelungen sein, eine Reihe meist unbekannter Begebenheiten zu schildern und die Punkte zu bestimmen, wo sich dieselben zugetragen haben2). Gustav v on Gömöry, k. k. Hauptmann des Kriegs-Archivs. 4) Die mit den Verwüstungen so vieler Ortschaften verbundene Entvölkerung hatte zur Folge, dass bereits seit der Mitte des XVI. Jahrhunderts ungarische Grandherren ihre Besitzungen mit aus Bosnien, Croatien, Slavonien flüchtig gewordenen Sclaven, insbesondere diesseits der Donau colonisirten, wie das die vielen Tótfalú oder Orte mit der Vorsilbe „Tót“ darthun. Turul I, 2. Heft, 1883, pag. 65. 2J Bei der grossen Zahl im Originale fehlerhaft geschriebener Ortsnamen mag es geschehen sein, dass bei aller Sorgfalt ihre Richtigstellung hie und da nicht gelungen ist. Lö®----