Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)
Hauptmann Gömöry von Gömör: Türkennoth und das Grenzwesen in Ungarn und Coratien während sieben Friedensjahren
Auslagen und Geschenke, welche von den Einkünften der Krongüter bestritten wurden, verschlungen hatten '). Zahlreich sind auch die Instructionen, die den zur Pforte abgehenden kaiserlichen „Oratoren“ ertheilt wurden und die fortgesetzten Grenzverletzungen zum Gegenstände haben2). Nur zu gut wussten die Türken, wie strenge es den kaiserlichen Befehlshabern untersagt war, irgend einen Anlass zu Repressalien zu geben, oder gar provoca- torisch aufzutreten. Waren sie in der Reihe von Jahren für die mass- losen Unbilden, welche sie dem Lande zugefügt, nie gestraft worden, so darf es nicht Wunder nehmen, wenn 1581 das alte Spiel von vorne begann. Allerdings waren die Invasionen nicht so häufig wie in den Vorjahren, aber immerhin namentlich in Croatien empfindlich genug. Schon um Neujahr fielen die Begs von Pozega und Pakrac mit 3000 Mann raubend und sengend in das Gebiet von Ivaniß an der Lonja und Gradecz an der Glogovnica ein. Von ihrem Vortrab gelang es, sieben zu Gefangenen zu machen, die übrigen zu zerstreuen. Nun trat eine Pause ein, aber am 3. September rückten die Türken aus Bosnien über dieKulpa nach Croatien und in die windischen Lande3); am 8. erschienen der Beg von Pakrac und Aly Beg mit 5000 Mann und etlichen Geschützen in der Turopolje und führten einige Hundert Einwohner fort. „Den 21. rückt der Beg von Krup mit 500 Rennern vor Bihac, setzt von hier am 24., nachdem er seine Schaaren bis auf 3000 Mann verstärkt hatte, den Marsch an die Kulpa fort, überschreitet dieselbe eine Meile von der neuen Feste Karlstadt4) entfernt und schleppt 400 Menschen und 500 Rinder weg.“ Auch an der Theiss sammelten sich die Türken um Neujahr. Drei zwischen Szathmár und Kálló gelegene Flecken, die der Pforte ge- huldiget hatten, liess der Pascha verwüsten und 49 Ortsangehörige abfübren, desgleichen Miske im Heveser und Hugyai im Szabolcser ■) Das Kriegsvolk in Ober-Ungarn erhielt bereits seit sieben Jahren keine regelrechte Bezahlung. Reichskanzlei-Protokoll 1581. a) Die Schicksale, Zwecke und Erfolge der verschiedenen Gesandtschaften, siehe Hammer’s „Geschichte des osmanischen Reiches“, IV. Band, pag. 27, 108. 3) Der Kriegsstand des Warasdiner Generalates (windische Grenze), nämlich der Hauptmannschaften: Kreutz, Kopreinitz, Ivanis, Warasdin bezifferte sich auf 2271 Mann, das sind 431 Fussknechte, 50 Archebusier, 100 deutsche Pferde, 400 Huszárén und 1290 Haramia. Kriegs-Archiv 1580; Fase. Ill, 1. 4) Die Gründung dieses Waffenplatzes, durch Erzherzog Karl, Bruder des Kaisers Maximilian, erfolgte, wie bereits erwähnt, im Jahre 1576. Der Boden (Dubovac), auf welchem die Festung erbaut wurde, trar Eigenthum des Grafen Zrinyi. Die innerösterreichischen Stände schossen dem Erzherzoge das nothwendige Geld vor, Kärnten, Krain lieferten die Arbeiter dazu. Für den zu errichtenden Ritter-Orden waren als Commenden Kanizsa, Kopreinitz, Sissek und Kostajnicza in Vorschlag gebracht worden, allein später dieses ganze Project fallen gelassen. Der erste Festungs-Commandant war der öfter genannte Hans Fernberger von Aur. Aus Franken gebürtig, stand er seit 1530 in kaiserlichen Diensten. Er starb zu Wien. Diemitz, Geschichte Krains. — L. Albrecht’s Geschichte Ungarns.