Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)

Hauptmann Gömöry von Gömör: Türkennoth und das Grenzwesen in Ungarn und Coratien während sieben Friedensjahren

] 68 Türkennoth und das Grenzwesen in Ungarn und Croatien Soldaten getödtet und 60 verwundet wurden *). Fcrhad Hassan2), der Beg von Fülek, welclier ungeachtet der grossherrlichen Fermane3) vom Frieden nichts wissen wollte, hatte bereits wiederholt durch seine Unterbefehlshaber zu Divény, Szécseny und Szabadka die Gegend von Murány, Krasznahorka, Miskolcz und Szendrö ver­heeren lassen. Am 6. November forcirte eine Partei derselben die Waldpassage bei Alt-Sohl, drang in Libethen ein, brandschatzte Rohata (?), Schaiben, tödtete 10 Personen und führte 38 andere hinweg. Am Vorabende des heiligen Martinstages (10. November), überfiel Ferhad Hassan die Stadt Szikszó, wo eben der Land­adel und viel Volk zur Marktzeit versammelt war, und raubte den Kaufleuten ihre Waaren. Hierauf erstürmte er (zwischen 9 und 10 Uhr Vormittags) den Friedhof, auf welchem der grösste Theil der Bevölkerung einer Predigt anwohnte und liess 27 Christen nieder­säbeln. Die in den Kirchen sich Befindenden wehrten sich so gut es ging, auf das muthigste. Mit reicher Beute und vielen Gefangenen zog Hassan von Sziksó ab. Kaum hatten die nächsten kaiserlichen und königlichen Besatzungsposten hievon Nachricht erhalten, so machten sie sich unter Hauptmann Valentin Prépostváry’s Leitung auf und ereilten ihn am Sajó-Flusse. Prépostváry griff ohne Zaudern den ihm überlegenen, 13 Fahnen, 2500 Mann starken Gegner bei Wadna (Felső- und Alsó-Vadna im Borsoder Comitate4) an, zerstreute ihn, nahm Olaj Beg gefangen, hieb gegen 500 Mann nieder, erbeutete 100 beladene Wagen, 5 Fahnen, viele Waffen und rettete die vielen mitgeschleppten Christen. Unser Verlust bezifferte sich bei dieser Affaire mit nur 2 Todten und 20 Verwundeten. Ferhad Hassan selbst entkam mit harter Noth nach Fülek5). Paul Sara de Gornik 6), kaiserlicher Rath und Feldhauptmann der Truppen in Ober-Ungarn, stellte in einem Berichte an den Kaiser über diese Waffen that die Bitte, die gefangenen Türken und die übrigen Trophäen dem Erzherzog Ernst geschenkweise verehren zu dürfen 7), was jedoch vom Kaiser nicht genehmigt wurde. „Den 11. November geschah von Seite der Türken ein erfolg­loser Sturm auf das im Szalader Comitate gelegene Castell Kapornak. *) Kriegs-Archiv 1577; Fase. X, 1. 2) War ein ungarisches Christenkind und trat zum Islam über. Er wurde später Steuerbeamter „Dreissiger“ und als Günstling des Sultans, lieg und Pascha. Er hatte stets in Ungarn gedient und starb noch in diesem Jahre. 3) Solche waren nicht allein an Hassan, sondern auch an den Beg von Temesvár (Dschaafer), von Bosnien (Ferhad) und dem Vezir von Ofen (Mustaplia) ergangen. 4) Nach einem anderen Schriftstücke werden die Orte Wadra (Vadna) und Kassan (Kaga) bezeichnet, beide nahe beisammen am Sajo liegende Flecken. 5) Kriegs-Archiv 1577; Fase. XI, 1. 8) Starb 1581. Kriegskanzlei-Protokoll. 7) Kriegs-Archiv 1577; Fase. XII, 1 und 2.

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