Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)
Hauptmann Gömöry von Gömör: Türkennoth und das Grenzwesen in Ungarn und Coratien während sieben Friedensjahren
während sieben „Friedensjahren“ von 1575 bis 1582. 167 Wie aus einem Berichte des Erzherzogs Ernst, ddo. 28. Juni 1577, zu entnehmen ist, wurden im Ganzen seit dem vor einem halben Jahre neu eingegangenem Frieden, nicht weniger als 100 Ortschaften geplündert und unter ottomanische Botmässigkeit gebracht *). Die nachfolgenden Thatsachen beweisen indess, dass auch dies'e Bemühungen des Hofkriegsrathes nur wenig nützten. Ein Unterschied bestand blos darin, dass an den Kämpfen nunmehr kaiserliche Besatzungen häufigeren Autheil nahmen. Die Acten berichten hierüber, dass im August Kaputschi Pascha und Tschema Ferhad Beg mit etlichen Tausend Assapen (Fussvolk) und Martalossen die Kulpa-Gegend — unfern Stanysniak — neuerdings plündernd überfluteten und einige Hundert Gefangene einzogen; dass am 7. September ein Trupp von 100 Mann das an der Kanizsaer Grenze gelegene Schloss Seoyteor (Sojtor Zalader Coinitat) erstiegen, sodann einäscherten und den 5. October in die Murau, Mur-Insel (Medjumurje) einfielen. Im Laufe desselben Monats machte sich sowohl die deutsche, wie auch die ungarische Besatzung Tokaj’s unter dem Obersten Karl von Rueber, Emerich Bornemisza, Christoph Ifjw (Ifju) und Andreas Rákóczy auf, um die Türken wegen der zahlreichen von ihnen begangenen Gräuel, insbesondere wegen Verbrennung der Orte Nagyfalú, Rakamaz, Tímár, Zabolcs, Balsa und Barcza zu züchtigen. Im Cseger Wald (Szathmárer Comitat) stiess sie auf den Feind, wobei 20 deutsche und 33 ungarische Diesseits der Drau gegen Kanizsa: Szigeth, ein Beg mit seinem Hofgesinde. Bei des Kaisers Soliman Grabe, war stets eine Wache von 60 Fusssoldaten unterhalten. Sokhlios (Siklós), Vaska Szent-Marton, Babocsa, Berzencze, Segesd, 4700 Pferde, 1930 Mann. Fünfkirchen (Pécs), ein Beg mit 3860 Mann; Kaposvár, Lak und Zechien (Szécsény), 398 Pferde, 540 Mann. Zusammen: 10.978 Mann. Türkische Häuser gegen den Plattensee und Tihany: Endröd, Simontornya, Hidvég, Koppán mit dem Beg, Bolondvár(?), Karád. Zusammen: 1520 Pferde, 365 Mann. Gegen V e s z p r i m und P á p a zwischen dem See und der Don a u: Weissenburg (Stuhl-) mit dem Beg; Zikhvár(?), Czokhakheo (Csókakő), Paks, Földvár, Adony, Vörösvár, Gesztes, Wáal, Zsámbók, Gran, Ofen. Zusammen: 5360 Pferde, 6493 Mann. Gegen die Bergstädte und Ober-Ungarn: Pest, Waitzen, Visegrad, das Plachhaus (Blockbaus), Khokhorz, Dregel, Besel(?), Neograd mit dem Beg; Becske, Szécsónv, Kékkő, Divény, Szabatka, Fülek, Hátvár (?), Somoskö, Szolnok, St. Miklós, Zsangrad (Csongrád), Zegodein (Szegedin), dann die Schlösser: Bách, Zombor, Nartha(?), Baja, St. Király. Zusammen: 10.990 Mann. Der Pascha von Temesvár hatte unter sich 9 Bege mit 2100 Pferden und 2850 Mann, vertheilt zu Lippa, Jenő, Gyula, Charvad(?), Modigaj (?), Bodenj (?), Alalisár(?), Wutigirim (?). Gesammtzahl des türkischen Kriegs Volkes an den ungarisch-croatischen Grenzen 47.049 Mann. Kriegs-Archiv 1576; Fase. XIII, 2. !) Nicht uninteressant in diesem Berichte ist die Stelle, wo über die Notli- wendigkeit der Absendung junger Leute „Sprachknaben“ zur Erlernung des türkischen Idioms nach Constantinopel gesprochen wird. Auf welchen Vorschlag man jedoch nicht einging. Kriegs-Archiv 1577; Fase. VI, 9.