Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)

Hauptmann Gömöry von Gömör: Türkennoth und das Grenzwesen in Ungarn und Coratien während sieben Friedensjahren

während sieben „Friedensjahren“- von 1575 bis 1582. 1Ö5 in die Biharer Gespanschaft, wobei Tausende als Sclaven fortgeführt und fünf blühende Orte vernichtet wurden.“ „Im Mai drangen die Türken tief in das Waraw-Viertel (Vorau, Steiermark) ein und zerstörten daselbst 52 Orte.“ Nach einem Berichte des Obristen von Zelcking vom 18. Mai erfolgte auch ein Angriff auf Martinsberg und Pápa *). „Im July schleppten 300 Belia (Reitergattung) 45 Stanysniaker Einwohner fort; am 4. wurde Veszprim beschossen, wobei viele Gebäude beschädiget, drei Personen erschlagen und vier gefangen wurden; am 15. überfiel eine türkische Streifpartei aus Stuhlweissenburg einen für die kaiserliche Besatzung in Palota bestimmten, durch den Bakónyer- wald ziehenden Geldtransport (2000 Ducaten), wobei etliche Soldaten niedergemacht, neun andere gefangen wurden; am 20. legte sich eine Schaar von Berzencze kommend, nächst Kanizsa in Hinterhalt und hieb Paul Bánfi nieder. Zwei Tage später bemächtigte sich Ali, der Beg von Gran, einer Heerde Rindviehes nächst Leva; gelegentlich dieser Affaire fiel Cheri Pascha; am 25. raubten 300 Delia (eine Reiterart)2) unter Mustafa Aga von Krupa an der Unna kommend, in der Gegend umBihac 18 christliche Knaben, 50 Paripen (Reitpferde) und 180 Schlacht­ochsen. Am 3. August gelang es dem Beg von Stuhlweissenburg, sich mit 1000 Mann an die Wälle von Raab zu schleichen, sich allda zu verbergen und mit Tagesanbruch ein kaiserliches Detachement der Festung zu überfallen, wobei 200 Dienstleute theils gefangen, theils niedergemetzelt wurden.“ Die Ereignisse der ersten Hälfte des Jahres 1577 zeigten aber­mals, dass weder die Erneuerung des Friedens, noch die bisherigen militärischen Massnahmen den Ubermuth der Türken im Zaume zu halten vermochten. In Ungarn, sowie in den Erblanden und im römisch-deutschen Reiche wurden Klagen laut, dass ungeachtet der bedeutenden Kriegssteuern die Grenzen gegen den Erbfeind nicht genügend vertheidigt wären. Dies bewog den Hofkriegsrath, sich ein­gehend mit der Verbesserung des Grenzvertheidigungs-Systems zu befassen. Zu diesem Behufe wurde, ungeachtet der im Argen liegenden finanziellen Verhältnisse beschlossen: die nothwendigsten fortificatori- schen Restaurirungsarbeiten sofort in Angriff zu nehmen und die Ergänzung der durch „Infectia“ decimirten Besatzungen der festen Plätze energischer zu betreiben. *) Karl Ludwig von Zelcking Freiherr auf Zorndorf, war Obrister Comman­dant des niederösterreichisehen Zuzuges in Raab; auf dem Martinsberg befehligte Valentin Világosváry. Kriegs-Archiv 1577; Fase. VI, 2, 5 und 8. Auch Deli genannt, das heist Tolle, närrische Wagehälse, welche als Frei­willige zumeist in Asien angeworben wurden. Katalog der historischen Ausstellung Wien vom Jahre 1883

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