Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)

Hauptmann Gömöry von Gömör: Türkennoth und das Grenzwesen in Ungarn und Coratien während sieben Friedensjahren

164 Türkennotli und das Grenzwesen in Ungarn und Croatien dennoch, den Frieden mit Sultan Amurath auf weitere acht Jahre zu verlängern '). Der Oberbefehl über das Kriegswesen an den croatisch-windischen Grenzen blieb auch für dieses Jahr dem Erzherzog Karl und in Ungarn dem Erzherzog Ernst übertragen 2). Der doppelte Druck, unter welchem die Grenzbewohner standen, nöthigte sie, einerseits ihrer Unterthanenpflicht gerecht zu werden, andererseits den nahestehenden und stets drohenden Feind möglichst © günstig zu stimmen, um ihre Habe vor Plünderung und Verheerung zu bewahren. Letzteres führte zu Huldigungsacten, welche zwar von der Regierung strenge verpönt, aber aus Selbsterhaltungstrieb hie und da geübt wurden. Wie gering diese Ergebenheitsacte von Seite der Türken im Allgemeinen beachtet wurden, ferner wie wenig sie nützten, ist bei­spielsweise daraus zu ersehen, dass gleich mit Beginn des Jahres 1577, „am 9. Januar, sechs Ortschaften3), welche kurz vorher der Pforte gehuldiget, der Verheerung Preis gegeben wurden.“ Überhaupt begannen die Türken ihr altes Spiel gleich mit den ersten Tagen des Jahres, indem sie sich anschickten, „die Feste Ivanic a. d. Lonja zu belagern“ und Schaaren unter Krout Wayda von Bersencze her an die Drau sandten, welche das Dorf Gjelkovec (im Kreutzer Comitat) am 10. plünderten und 64 Insassen abführten.“ „Im Februar tummelten sich türkische Haufen vor Zengg und am oberen Laufe der Korana herum, 30 Landleute und 60 Rosse forttreibend.“ „Während des März berannten die Begs von Szigeth (Aly), Mohács, Fünfkirchen (Iza) und Pozega — mit 3000 Mann — dreimal die Feste Kanizsa; den 27. April, bis auf 5000 Mann ver­stärkt, erneuerten sie ihren Angriff, wurden jedoch von der wackeren Besatzung unter Andreas Kielmann von Kielmannsegg 4), Franz Kapra und dem Wayda Stefan Nagy von Oltarcz zurückgeworfen. Inzwischen erstreckten sich die Beutezüge der Begs von Szolnok und Fülek bis ') Die vom Kaiser auf diplomatischem Wege geforderte Rückgabe der 1575 weggenommenen Schlösser Kékkő, Dívány und Somoskö, wie auch Sassin und Buzim’s verzögerten den Friedensabschluss, indem die Pforte diesem Ansinnen sich widersetzte. 2) Kriegs-Archiv 1577; Fase. Ill, 1. s) Diese waren Két-Keresztur (?), Wucsu (wahrscheinlich Búcsú, Butsching im Eisenburger Comitat), Wicze (Vicza), Ödenburger Comitat (?), Cziba(?), Gálosfoelde (?) und Brezow. 4) 1556 Lieutenant des Hauptmannes von Eueber, wurde noch in demselben Jahre Hanjitmann und zeichnete sich 1557 beim Angriff auf Zemplin aus. Von 1561 bis 1564 kaiserlicher Kriegszahlmeister und Mustercommissär zu Kaschau, Erlau und in der Zips, 1565 Obrister Mustermeister, auch Hofkriegsrath und Obrist-Zeugmeister; 1567 Obristhauptmann zu Komorn; 1570 zu den Musterungen in der Zips vorordnet und 1579 mit der Obristliauptmannschaft zu Kanizsa betraut, die er bis 1588 ver­waltete, hierauf zum Feldobristen in Ober-Ungarn ernannt. Kriegs-Archiv 1577; Fase. V, 9 und Fase. XII, 5.

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