Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)
Hauptmann Gömöry von Gömör: Türkennoth und das Grenzwesen in Ungarn und Coratien während sieben Friedensjahren
158 Türkennoth und das Grenz wesen in Ungarn und Croatien eingefallen und hatten grossen Schaden angerichtet. Die Abwehr misslang. Auersperg, Herr zu Sehönberg, wurde laut Bericht des Banus der windischen Lande, Caspar von Alapi (10. Januar), „bei Czetin geschlagen“. Noch war der Schlag im Südosten nicht verwunden, als schon „am 22. d. M. die Türken in Ober-Ungarn über die Neutra setzten, 500 Stück Hornvieh raubten und mit 15 Fahnen vor Komorn erschienen ').“ Wenige Tage darnach, „am 5. Februar, brach der Beg von Neograd mit seinen Völkern zu Ross und Fuss (bei 2000 Köpfe stark) mit Geschütz, Feuerzeug und 23 Fahnen gegen die Bergstädte auf. Als er zunächst bei den Castellen von Zesy (Szászi, Sohler Comitat) und Döbring (Dobrona2) Halt machte, schritt die Besatzung des Ortes Cärpen (Karpfen, Korpona) zum Angriffe und warf die aus 100 Pferden bestehende Vorhut des Beg’s zurück.“ Dies war die erste glückliche Waffenthat der hartbedrängten Ungarn. Während dieser Vorgänge im Norden kam es auch im südlichen Theile des Landes zum Kampfe. Denn „noch im Laufe des Februar versuchten die Türken, von Croatien aus, das Schloss St. Georgen (Szt. Györgyvár, südlich von Nagy-Kanizsa) zu erstürmen. Obwohl ihnen dies nicht gelang, äscherten sie doch zwei neu erbaute Kirchen ein. „Am 12. Juni versuchten sie einen abermaligen Sturm.“ Zu gleicher Zeit hob eine Horde, „aus dem nahen Marczaly (Siimegher Comitat3) 5 Fussknechte auf, trieb aus Moriczhida (Raaber Comitat) ein vollständiges Gestütt hinweg und steckte eine Vorstadt Raab’s in Brand.“ „Im April streiften sie in beträchtlicher Zahl gegen Erlau (Eger), einige von ihnen drangen selbst in die Stadt ein.“ Rasch eilte die Besatzung von Erlaház herbei und bei dem stattgehabten Scharmützel wurde „einem der Unsern der Kopf abgehauen, sechs andere aber in die Gefangenschaft fortgeschleppt.“ Ähnliches geschah in Egyeduta a. d. Mur. Am Palmtage (Palm - Sonntag) waren nämlich gegen 3000 Mann bei Kanizsa*) erschienen, welche sich jedoch unverrichteter Dinge zurückzogen, um nach drei Tagen vor dem erstgenannten Orte wieder aufzutauchen. „Derselbe wurde zerstört und 40 Einwohner verfielen dem Loose der Sclaverei.“ ’) Komorn zählte zu den kaiserlicherseits dotirten Festungen. Kriegs-Archiv 1575; Fase. VIII, 1. Im hofkriegsräthlichen Protokoll sind 15 Gotschi (Wagen) statt Fahnen angeführt. *) Eine sächsische Colonie, mit verfallenem Schlosse. Windisch: Geographie Ungarns 1780. 3) Mit ödem Schlosse. Windisch: Geographie Ungarns 1780. *) Kanizsa war wie Totis und Raab eine dotirte Festung, die in den Ver- theidigungskämpfen der nachfolgenden Jahre eine sehr wichtige militärische Rolle spielte. Mit Ausbruch der Rákóczy’schen Unruhen 1702, wurden ihre Werke geschleift.