Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1884)

Major Edlen von Angeli: 1812. Die Theilnahme des k. k. österreichischen Auxiliar-Corps unter Commando des G. d. C. (später Feldmarschalls) Fürsten Carl zu Schwareznberg im Feldzuge Napoleon I. gegen Russland

unter Commando d. Fürsten Schwarzenberg im Feldzuge Napoleon I. gegen Russland. 3 Politische Übersicht. Mit der Ratification des Tilsiter Friedens am 7. Juli 1802 wurde Napoleon’s lange und beharrlich verfolgter Plan: Österreich und Russland zu isoliren, endlich zur That. Seit jenem Augenblicke waren beide Kaiserreiche faktisch getrennt, — das Jahr 1809 sah Russland an der Seite Frankreichs im Kampfe gegen Österreich! Der heroische Opfermuth der Erzherzogin Maria Louise bewahrte zwar die Monarchie vor unabsehbarem Schaden und Napoleon verzichtete nach seiner Vermälung auf die ursprüngliche Absicht, Österreichs Untergang herbeizuführen, — nichtsdestoweniger aber befand sich das Reich nach dem Wiener Frieden (14. October 1809) in einem Zustande äusserster Schwäche. Der Verlust an Territorialbesitz belief sich auf 2058 Quadratmeilen mit 3'/, Millionen Einwohnern; speciell von Galizien mussten West- oder Neu-Galizien mit Krakau an Sachsen, beziehungsweise das Grossherzogthum Warschau abgetreten werden, während ein Tlieil Ost-Galiziens mit 400.000 Einwohnern den Antheil Russlands bildete. Ungerechnet der 237 Millionen Francs, welche die Franzosen noch während des Krieges bis zum Waffenstillstände aus den besetzten Provinzen erhoben hatten, vervollständigte eine Kriegs­entschädigung von 85 Millionen Francs den materiellen Preis des Friedens. Ein geheimer Artikel, der das Maximum der Streitkräfte Österreichs mit 150.000 Mann fixirte, schmälerte überdies auch noch die Wehrfähigkeit des Staates auf das Empfindlichste. Diese harten materiellen Verluste und die ungeheuren Lasten, welche die früheren Kriege dem Staate aufgebürdet hatten, führten zu der finanziellen Katastrophe vom 15. März 1811, wo die im Umlaufe befindlichen 1060 Millionen „Bankozettel“ eingezogen und zu einem Fünftel ihres Werthes durch neu creirte „Einlösungsscheine“ ersetzt wurden, während man die Zinsen der Staatsschuld auf die Hälfte reducirte und, statt wie bisher in Metall, nur mehr in Papiergeld auszahlte. Die Härte dieser, gleichwohl nicht zu umgehenden Finanz- Operation, welche Tausende von Existenzen vernichtete, wurde noch besonders dadurch verschärft, dass sie mit ihrer vollen Wucht haupt­sächlich auf dem leistungsfähigsten Theile der Monarchie: den deutschen Provinzen lastete, die mit Papiergeld überschwemmt wurden, während in Ungarn gesetzlich die Metallwährung aufrecht blieb, dieses Land aber seine, ohnehin nur geringen Beiträge zum Staatshaushalte (Subsidien) in Papiergeld „nach dem Nennwerthe“ leistete. Solcherart waren die inneren Zustände der Monarchie nach dem Frieden von Wien und sie konnten sich trotz aller Anstrengung von Seite der Regierung auch noch nicht wesentlich gebessert haben, als sich dem weitblickenden Staatsmanne, der damals die äussere Politik Österreichs leitete, schon zu Anfang von 1811 die Vorzeichen des 1*

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