Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1884)

Major Edlen von Angeli: 1812. Die Theilnahme des k. k. österreichischen Auxiliar-Corps unter Commando des G. d. C. (später Feldmarschalls) Fürsten Carl zu Schwareznberg im Feldzuge Napoleon I. gegen Russland

2 1812. Kriegsgesclüchtl. Studie über die Theilnahme des k. k. österr. Auxiliar-Corps schloss sich jenem riesigen Heere an, welches unter dem volltönenden Namen „la grande Armee“, fast alle Kriegsmittel des europäischen Continentes in sich vereinigte. Gleichwohl findet aber diese Antheilnahme des kaiserlichen Heeres an einem epochemachenden Kriegszuge, in den historischen Annalen eine nur ungenügende Beachtung, was umsomehr befremdet, als man ander­seits nicht verfehlt, dem Verhalten des österreichischen Auxiliar-Corps einen massgebenden Einfluss auf jene Katastrophe beizumessen, welche die französische Armee bei dem Übergänge über die Beresina ereilte. Es ist am Ende wohl begreiflich, dass neben den welterschütternden Ereignissen, die sich auf der Linie Moskau-Wilna abspielten, die Thaten jener Contingente in den Hintergrund gedrängt wurden, die nicht unmittelbar mit der „grossen Ax-mee“ im Contact standen; es fanden sich daher auch viele Fedei’n, welche die Schicksale dieser beschi’ieben, während mehr als ein halbes Jahrhundert verging, bevor zusammen­hängende Darstellungen des Wirkens des österreichischen Auxiliar- Corps der Öffentlichkeit übergehen wurden *). Seither wui'de aber das historische Material für 1812 insbesondere durch die Erschliessung des fürstlich Schwarzenbei’g’schen Familien- Archives zu Worlik, als auch durch die Publication von Metternich’s nachgelassenen Papieren bedeutend vennehrt; es läge also schon hierin die Aufforderung, die obenerwähnten Werke in rationeller Weise zu vervollständigen, wenn hiezu nicht noch kräftigere Motive drängten. Nach dem Stande der heutigen Geschichtsschreibung kann man sich der Thatsache nicht vei-schliessen, dass das Verhalten Österreichs während des Krieges von 1812 nicht jene Würdigung, und vor Allem nicht jene gerechte und vorurtheilslose Beui’theilung findet, die es vor dem Forum der Geschichte zweifellos beanspruchen darf. Nicht allein wurden der kaiserlichen Regierung ungerechtfertigte Vorwürfe über ihre politische Haltung Russland und Frankreich gegenüber gemacht, sondern auch gegen den Commandanten des Auxiliar-Corps Beschuldigungen erhoben, die seine FeldheiTnbegabung und seine militärische Ehre gleich schroff berühren. Die nachfolgenden Zeilen haben die Aufgabe, den Antheil Österreichs an den Ereignissen von 1812 auf Basis authentischer Quellen darzustellen und daraus den Ungrund des bisherigen Urtheiles zu erweisen. „Das k. k. österreichische Auxiliar-Corps im russischen Feldzuge 1812“ von A^uh. Edlen von Gebier, k. k. Feldmarschall-Lieutenant, Wien 1863, und ins­besondere „Der Feldzug der Österreicher gegen Russland im Jahre 1812“ von Ludwig Freiherrn von Weiden, k. k. Feldzeugmeister, Wien 1870, ein durch die Zuver­lässigkeit seiner auf officiellen Quellen beruhenden Angaben und treffendes Urtheil gleich ausgezeichnetes Werk, welches aber in Folge letztwilliger Anordnung des Verfassers erst zehn Jahre nach seinem Tode veröffentlicht werden durfte. Bei dem vorliegenden Aufsatze diente dasselbe als umso schätzenswerthere Ergänzung des vorhandenen Acten-Materiales, als FZM. Weiden im Jahre 1812 als Oberstlieutenant dem Generalstabe im Hauptquartiere des Feldmarschalls Fürsten Schwarzenberg angehörte und daher zugleich die Authenticität der Augenzeugen für sich hat.

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