Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1884)

Major Edlen von Angeli: 1812. Die Theilnahme des k. k. österreichischen Auxiliar-Corps unter Commando des G. d. C. (später Feldmarschalls) Fürsten Carl zu Schwareznberg im Feldzuge Napoleon I. gegen Russland

Kriegsschauplätze das austro-säclisische Corps in die Defensive gedrängt worden, so blieben die Yortheile, welche der Gegner hatte erringen können, bisher doch nur rein taktische. Indem Fürst Schwarzenberg jedem entscheidenden Zusammen- stosse aus dem Wege ging und gegen einzelne Theile der feindlichen Hauptmacht mit Vortheil in’s Gefecht trat, blieb er stets in der Lage, die wichtigsten Communicationen von Wilna und Warschau zu decken; er machte es dem Gegner unmöglich, Bewegungen im Rücken der „grossen Armee“ vorzunehmen, wodurch zugleich auch Zeit gewonnen wurde, um die im Anmarsche befindlichen Verstärkungen an sich zu ziehen. Von diesen waren fünf Bataillone und sechs Escadronen am 27. October zum Auxiliar-Corps eingerückt, welches hiedurch wiederauf die vertragsmässige Stärke von 30.000 Mann gebracht wurde; auch für das VH. Corps trafen Verstärkungen ein, worunter die französische Division Durutte, welche dem Genei’al Reynier 12.000 Mann'zuführte. Fürst Schwarzenberg hatte die Absicht, nach vollzogener Comple- tirung beider Corps wieder die Offensive zu ergreifen, um sich, dem Willen Napoleon’s entsprechend, der Hauptarmee zu nähern. Die Nachricht jedoch, dass Tschitschagof Bewegungen vornehme, die auf eine Operation in der Richtung von Wilna schliessen Hessen, bestimmte den Fürsten, das Eintreffen Durutte’s nicht abzuwarten; er ging am 29. und 30. October mit beiden Corps bei Drohiczin über den Bug und schob die Cavallerie-Brigade General-Major Frehlich bis Wisoko-Litowski vor. Dieselbe wurde am 31. bei diesem Orte in ein nachtheiliges Gefecht mit überlegener feindlicher Reiterei verwickelt, brachte aber die wichtige Nachricht, dass die feindliche Armee sich getheilt habe und der eine Theil in der Richtung nach Slonim marschire, während der andere bei Pruzany stehe. Diese Meldung beruhte in der That auf Richtigkeit. Admiral Tschitschagof, der seit 11. October bei Brest-Litowski stand, hatte den Befehl erhalten, sich der Beresina zu nähern und demgemäss seine Armee getheilt. Er selbst, mit 30.000 Mann und 180 Geschützen setzte sich am 30. October über Pruzany gegen Slonim in Marsch, während General-Lieutenant Sacken mit 27.000 Mann und 92 Geschützen zur Beobachtung des austro-sächsischen Corps zurückblieb, welches damals, ohne die erst im Anmarsche befindliche Division Durutte, ungefähr 35.000 Mann zählte. Da Sacken zunächst die Bestimmung hatte, den Marsch Tschitschagof s zu decken, so wurde zum unmittelbaren Schutze Volhyniens ein Corps von 4 Bataillonen, 4 Escadronen, 1 Regiment Kosaken und 6 Geschützen unter General Repninsky gebildet, dem auch die Bewachung des Bug aufgetragen war. Als Fürst Schwarzenberg von der Theilung der russischen Armee Kenntniss erhielt, beschloss er, entgegen der Ansicht Reynier’s, welcher 30 1812. Kriegsgeschichtl. Studie über die Theilnahme des k. k. österr. Auxiliar-Corps

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