Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1884)
Major Edlen von Angeli: 1812. Die Theilnahme des k. k. österreichischen Auxiliar-Corps unter Commando des G. d. C. (später Feldmarschalls) Fürsten Carl zu Schwareznberg im Feldzuge Napoleon I. gegen Russland
unter Commando d. Fürsten Schwarzenberg im Feldzuge Napoleon I. gegen Russland. lichten Waldungen bestandenen Moräste, ohne auf mehr als einige Weiler zu stossen. Nur drei Hauptstrassen durchkreuzten diese traurige Gegend, die Heimat zahlreicher Raubthiere und Myriaden lästiger Insecten: die beiden schon früher erwähnten, aus Volhynien über Brest-Litowski und Pinsk nach Lithauen führenden Communicationen, dann der Weg, der aus dem südlichen Russland über Zitomir, Mozyr und Mohilew nach Norden führte. Einige Nebenwege, wie jene über den Damm bei Diwin, Dawidgorodok und Petrikow waren nur selten fahrbar. Bei dem geringen Falle des Pripjet dauerte es nach starkem Regen oft wochenlang, bis das Wasser abgelaufen war, wodurch selbst die Hauptstrassen an vielen Orten überschwemmt und derart aufgeweicht wurden, dass sie nur mit äusserster Anstrengung zu passiren waren. Die podlesischen Sümpfe begannen am linken Ufer der, von Pruzany -westwärts gegen Brest-Litowski fliessenden Muchawec, deren Ufer von Kobrin bis Pruzany ebenfalls versumpft waren. Vom Bug nur durch eine, oft unterbrochene Reihe von Sandhügeln getrennt, zogen sich die podlesischen Sümpfe bis fast in die Gegend von Ljuboml und Wyzwa und standen östlich in Verbindung mit der Pripjet-Wildniss, deren Charakter im Allgemeinen auch sie trugen. Aus ihnen, beziehungsweise aus mehreren kleinen Seen und unabsehbaren Morästen entspringen die Pina, der Pripjet und zahlreiche kleinere Wasserläufe. Die Hauptcommunication war die mehrerwähnte Strasse von Volhynien nach Brest-Litowski, die aber, zumeist über Dämme führend, zwischen der Muchawec und dem Styr eine fortlaufende Reihe der gefährlichsten Defiléen bildete. Ausser den podlesischen Sümpfen und der Morastwildniss des Pripjet, waren auch die Ufer fast aller anderen Wasserläufe im Operationsgebiete bis auf weite Entfernung hinaus versumpft. Die bewohnten Orte lagen alle sehr weit auseinander, und zwar um so weiter, je bedeutender sie waren. Alle Ortschaften, die Städte mit inbegriffen, waren aus Holz erbaut; die Bewohner der letzteren zu mehr als einem Drittheil Juden. Nur ausnahmsweise, fand man gemauerte Kirchen, Klöster oder Schlösser. Die Wohnungen, selbst jene der kleinen Edelleute, waren fast durchaus von abstossender Unreinlichkeit und voll Ungeziefer. Nur die Paläste einiger Grossen machten hievon eine Ausnahme und man traf dort alle Erzeugnisse des europäischen Luxus. Die Ressourcen des Landes waren äusserst gering und beschränkten sich zumeist auf Rindvieh und Pferde, die sich in Folge des Überflusses an Weiden in genügender Menge vorfanden. Viele Gegenden trieben allerdings auch hinreichend Getreidebau, insbesondere gehörte der Bezirk von Bjelostok, wo die fruchtbare Ebene von Grodno Mittheilungen des k. k. Kriegs-Archivs. 1884. 2