Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1884)
Major Edlen von Angeli: 1812. Die Theilnahme des k. k. österreichischen Auxiliar-Corps unter Commando des G. d. C. (später Feldmarschalls) Fürsten Carl zu Schwareznberg im Feldzuge Napoleon I. gegen Russland
18 1812. Kriegsgeschichtl. Studie über die Theilüahme des k. k. österr. Auxiliär-Corps bis an die Narew und den Bug sich ausbreitet, zu den bestcultivirten Districten; da aber die Russen bei ihrem Rückzuge alle Mehlvorräthe verdarben und die Mühlen zerstörten, so blieb die Ausbeute an Cerealien sowohl, wie auch die Erzeugung des Brodes häufig unter dem nothwendigen Bedarfe. Vormarsch des Auxiliar-Corps; Eröffnung der Feindseligkeiten. Each den Instructionen, welche Fürst Schwarzenberg aus dem französischen Hauptquartiere erhalten hatte, sollte das Auxiliar- Corps sich mit jenem des Generals Reynier, welches am 12. Juni in Lublin eintrcffen würde, in Verbindung setzen,' sich aber so -weit als möglich von der Grenze Russlands entfernt halten und jede Communication mit diesem Lande abschneiden. Obwohl die ganze französische Armee schon in Bewegung war, hatten die Feindseligkeiten doch noch nicht begonnen; der Fürst wurde daher beauftragt, die Russen erst dann als Feinde zu behandeln, wenn sie das Gebiet von Galizien oder des Grossherzogthums Warschau mit bewaffneter Hand betreten würden. Für den Fall, als der Gegner gegen die Weichsel Vordringen und das Corps von Warschau abschneiden sollte, hatte Napoleon den Bau einer Brücke bei Pulawy angeordnet, damit das Auxiliar-Corps dort den Fluss passiren und am linken Ufer den Marsch zur Vereinigung mit dem Corps des Königs von Westphalen fortsetzen könne. I)a jedoch über die Ausführung dieses Brückenbaues sehr widersprechende Nachrichten einliefen, so dirigirte Fürst Schwarzenberg einen Theil der eigenen Pontons auf dem San und der Weichsel nach Rachow, um für alle Fälle eines Überganges sicher zu sein. Am 10. Juni brachen die Truppen aus den Cantonnirungen auf, überschritten am 15. die Grenzen des Grossherzogthums und trafen, cotoyirt von der gegen den Bug vorgeschobenen leichten Brigade General- Major Zechmeister, am 20. in Lublin ein, wo sie indes das VII. Corps nicht fanden, da der König von Westphalen sein Corps und jenes Reynier’s hinter der Weichsel und Narew zusammengezogen hatte. Dagegen erhielt das Auxiliar-Corps, welches nun vollständig isolirt im Grossherzogthume stand, am Tage seines Eintreffens in Lublin, hinsichtlich des ferneren Verhaltens, erneuerte Directiven aus dem französischen Hauptquartiere. Sollte der Feind mit überlegener Kraft in das Grossherzogthum einbrechen, so hatte Fürst Schwarzenberg jedem Zusammenstosse aus- züweichen, die Verbindung mit dem rechten Flügel der „grossen Armee“ herzustellen und Warschau, Praga und Módiin zu decken; 'anderenfalls aber hätte das Corps bis 25. Juni Siedlec (Siedlce) zu erreichen und dort eine Stellung zu nehmen, durch welche Warschau gesichert und der Feind längs des Bug beobachtet werden könne. Die Verbindung mit Jerome, welcher um diese Zeit sein Hauptquartier in Nowogrod (Nowogrudök) haben würde, sei über Nur herzustellen.