Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr - J. Nosinich, Oberst im k. k. Kriegs-Archive: Österreichs Politik und Kriege in den Jahren 1763 bis 1790; zugleich Vorgeschichte zu den Kriegen Österreiches gegen die französische Revolution

IV. Der bayerische Erbfolgekrieg 1778—1779. 79 Feldmarschall Graf Hadik zunächst der Einbruchsgegend, zwischen Eger, Pilsen, Beraun, Laun, Brüx, die Divisionen FML. Graf Harrach. Freiherr v. Zettwitz und Freiherr v. Drechsel in Gesammtstärke von 16 Bataillonen, 4 Escadronen coneentrirte, den in Österreich can- tonnirenden 4 Cavallerie-Regimentern sowie den nach Ungarn verlegten Artillerie-Bespannungen aber den Befehl ertlieilte, zu der Armee in Böhmen zu stossen. Die in der Grafschaft Glatz vertheilten k. k. Truppen gingen tlieils nach Böhmen zurück, tlieils concentrirten sie sich hei Rückerts, während hei Königgrätz ein Corps sich sammelte. Über den Zug des General-Lieutenants v. Möllendorf nach Böhmen berichtete Prinz Heinrich an den König: Sein Einbruch habe alle österreichischen Truppen von der Iser bis zu der Lausitzer Grenze in Bewegung gesetzt und sie rückten gegen Gabel, Kiemes, Reichstadt vor. Die Märsche des Möllen­dorf sehen Corps waren im hohen Grade mühsam, denn die Truppen waren vom Feinde ganz umringt. Er könne Sr. Majestät versichern, dass es in der von ihm befehligten Armee keinen Generalen gäbe, dem er mit gutem Gewissen eine solche Unternehmung, wie die von Möllendorf in Ausführung gebrachte, hätte anvertrauen können. Von hundert Generalen, denen man eine ähnliche Aufgabe übertrüge, würde kaum Einer sie zur Zufriedenheit lösen. Der Prinz bezweifle sehr, dass die vom Könige im Glatz’schen zu eröffnenden neuen Operationen wegen des allgemein eingetretenen Regen - und Thauwetters vom Erfolge gekrönt sein werden. Der Einfall der Preussen in Böhmen und die Besetzung von Brüx und Braunau, in welchen Orten Brandschatzungen erhoben wurden, hatten von österreichischer Seite Gegenmassnahmen hervor- «rerufen. Am 20. Februar rückte FML. Graf Wurmser von Rückerts über Pölitz gegen Braunau zum Angriffe des Feindes, wurde aber zurückgeschlagen. Um nun das Vergeltungsrecht zu üben und die in Schlesiscli-Keustadt liegenden 3 feindlichen Bataillone aufzuheben, erhielt der im Monate Januar mit 10 Grenadier-Bataillonen bei der Armee in Mähren-Schlesien zu Freuden thai eingetroffene FML. Graf Olivier Wallis den Befehl, den zuvor genannten Ort zu überfallen. Zu diesem Behufe wurden ihm ausser den beiden Grenadier-Brigaden Generalmajor Graf Clerfayt und Generalmajor Graf Brechainville noch 400 Mann Grenztruppen und 10 Escadronen Reiterei unter Commando des Generalmajor Löwenehr *) zugewiesen. Letzterer hatte nach dem von FML. Grafen Wurmser auf Habelschwerdt und Ober-Schwedeldorf ausgeführten Streiche seinen Cordon bis Johannisberg ausgedehnt und die Verbindung mit den Truppen des Generalmajor Graf Kinsky bei Habelschwerdt hergestellt. *) Oberst Löwenehr wurde in Folge seiner Umsicht und Tapferkeit in dem Gefechte bei Zuckmantel am 14. Januar 1779 zum Generalmajor befördert.

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