Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr - J. Nosinich, Oberst im k. k. Kriegs-Archive: Österreichs Politik und Kriege in den Jahren 1763 bis 1790; zugleich Vorgeschichte zu den Kriegen Österreiches gegen die französische Revolution

80 Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr etc. Sowie FML. Graf Wallis sein Corps bei Zuckmantel versammelt, trat er am 27. Februar den Vormarsch gegen Schlesisch-Neustadt an, in der rechten Flanke durch die bei Obersdorf-Mössnig concentrirte Division FML. v. Stain, in der linken Flanke durch den verstärkten Posten zu Weidenau - Ziegenhals gedeckt. In zwei Colonnen über Johannesthal, Gross-Hennersdorf und Wieser-Kotzen vorgehend, traf das Detachement am 28. Morgens vor Neustadt ein. Der Angriff konnte aber von beiden Colonnen gleichzeitig nicht ausgeführt werden, denn eine derselben, in Stärke von 3 Bataillonen, 2 Escadronen, welche Generalmajor Graf Clerfayt befehligte, fand bei der Busch-Mühle die Brücke abgetragen, den Bach ausgetreten und die Wiesen am Ufer so sumpfig, dass Cavallerie und Artillerie nicht übergehen konnten. Die Artillerie der anderen Colonne wurde daher in Action gebracht, um die hinter der Stadtmauer und den Gartenmauern auf Gerüsten aufgestellte, aus 3 Bataillonen bestehende Besatzung ztr beschiessen. Gleich bei Eröffnung des Feuers gerieth ein grosser Maierhof in Brand, von dem die Flammen die ganz aus Holz aufgoführten Gebäude längs der Front, wo FML. Graf Wallis mit der Hauptcolonne angreifen wollte, erfassten und die ganze Stadt verzehrten. Nachdem der Feind aus dem brennenden Orte vertrieben ward, zog sich das Corps gegen Abend mit einem Verluste von 20 Mann gegen Zuckmantel wieder zurück. Der Angriff auf Schlesisch-Neustadt war die letzte Waffenthat in diesem Kriege. Durch die Vermittlung Frankreichs und Russlands hatten sich die kriegführenden Mächte über einen Präliminar-Frieden geeinigt und am 7. März einen Waffenstillstand abgeschlossen. Derselbe sollte am letzten des Monats ablaufen, wurde aber in der Folge bis 15., ein zweites Mal bis 28. April und endlich bis zur Unterzeichnung des Friedens verlängert. Während der Waffenruhe bezogen beide Heere ausgedehnte Cantonnements. Die k. k. Armee in Mähren-Schlesien in Stärke von 61 Bataillonen, 91 Escadronen mit einem Effectivstande von rund 83.000 Mann, 25.000 Pferden behielt zum grossen Theile die im Monate Januar innegehabten Winterquartiere bei Zuckmantel, Freudenthal, Bennisch, Hof, Grätz, Wegstadtl, Leipnik, Fülnek, Frei­berg, Bielitz, Wieliezka, Mähr.-Trübau, Mähr.-Neustadt, Olmütz, Ausche, Brünn, Holleschau, Bisenz etc. Vorbereitungen zur Fortsetzung des Krieges im Jahre 1779. Nach der Räumung Böhmens durch den Feind hatte Kaiser Josef das grosse Hauptquartier der Armee nach Prag verlegt, um von hier aus für den nächsten Feldzug die umfassendsten Kriegsvor- bereitungen zu treffen. Die Winterquartiere des Heeres wurden mit

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