Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr - J. Nosinich, Oberst im k. k. Kriegs-Archive: Österreichs Politik und Kriege in den Jahren 1763 bis 1790; zugleich Vorgeschichte zu den Kriegen Österreiches gegen die französische Revolution

16 Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr etc. Olbernhau und Sayda nach Komotau, Görkau, Seestadtl und Brüx im nordwestlichen Th eile Böhmens führenden Pässe. Von den vier Corps der Generale Möllendorf, Platen, Solms und Podgursky, in welche Prinz Heinrich nach der Vereinigung mit den Sachsen die II. preussische Armee eingetheilt hatte, setzte sich das zuerst genannte in Stärke von 13 Bataillonen, 30 Eseadronen und 40 Geschützen am 17. Juli über Tharandt, Freiberg und Görsdorf am Floh-Flusse gegen Marienberg in Bewegung, wo es am 19. und 20. eintraf und über Sebastiansberg (Basberg) bis Komotau Streifparteien vorsandte. Die Spitzen Möllendorfs trafen in Sebastiansberg auf Abtheilungen des österreichischen Dragoner-Regimentes Löwenstein (gegenwärtig Uhlanen-Regiment Nr. 7). Zu gleicher Zeit rückte die Hauptmasse des Heeres aus der Gegend von Dresden über Hänichen, Dippoldiswalde und Reichstädt nach Frauen stein, um einen Einbruch in Böhmen durch die Pässe Einsiedl und Katharinaberg zu demon- striren. Bei dieser Gelegenheit wurde in Erfahrung gebracht, dass die Armee des Feldmarschalls v. Loudon zwischen Teplitz und Aussig, ein Corps an der Pasclikopole und Detachements gegen die Lausitz stünden. In Folge dessen erhielt, dem Feldzugsplane gemäss, General v. Möllendorf, der eben damit beschäftigt war, die Verhaue bei Georgenthal und Ossegg durch zusammengetriebene sächsische Bauern für das Gros der Armee zu öffnen, den Befehl zum Rückmärsche. Dieser wurde sofort angetreten und die Truppen Möllendorf s erreichten sodann über Mittel-Sayda und Freiberg am 24. Juli Dippoldiswalde und Rabenau, wo sie sich an die inzwischen über Hennersdorf und Sadisdorf zuückgegangene Hauptmacht anschlossen. Nach der Wieder­vereinigung seiner Streitkräfte liess Prinz Heinrich die Hauptmasse derselben zwischen Gamig an der Müglitz und Rabenau das Lager beziehen, indess die zur Maskirung des Marsches der Armee bestimmten Corps der Generale Platen und Anhalt nach Hausdorf südwestlich von Maxen rückten. Prinz Heinrich, der am 21. Juli aus Frauenstein über den Ver­lauf seiner Operationen und die gemachten Wahrnehmungen an den König berichtete, bemerkte, dass der Plan der Österreicher darin bestünde, seinem Heere den Einbruch in Böhmen nicht streitig zu machen, sondern dasselbe in beiden Flanken von Eger und Gabel aus anzufallen. Der König möge daher mit den ihm unterstehenden Streitkräften in Böhmen bleiben und den Hauptkriegsschauplatz nicht nach Mähren verlegen. Würde letzteres geschehen, so könnte sich der Prinz in Böhmen nicht halten. Dagegen wäre das Vorschieben des vom König in Aussicht genommenen Corps gegen Arnau für die 11. Armee von grosser Wichtigkeit. Es wäre höchst wünschenswerth, wenn der König bis zum 30. Juli keine Demonstrationen unternähme. Die Streitmacht Loudon’s würde auf 60.000 Mann geschätzt etc.

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