Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr - J. Nosinich, Oberst im k. k. Kriegs-Archive: Österreichs Politik und Kriege in den Jahren 1763 bis 1790; zugleich Vorgeschichte zu den Kriegen Österreiches gegen die französische Revolution

IV. Der bayerische Erbfolgekrieg 1778—1779. 17 Letzterer war bisher über die Pläne des preussiseben Feld­herrn im Unklaren geblieben. Am 11. Juli meldete FML. Graf Gyulai den Vormarsch starker feindlicher Colonnen gegen Zittau, und Tags darauf gingen Nachrichten ein, dass die feindliche Armee den Elbe- Ubergang unterhalb Dresden bewirke und die Absicht habe, über Frauenstein und Marienberg in Böhmen einzubrechen. Der Comman- dirende Hess daher am 12. Juli die Armee zwischen Gastorf und Raudnitz concentriren und die Division FML. Prinz de Ligne — 6 Grenadier-Bataillone — auf dem Galgen-Berg zwischen Leitmeritz und Trzebautitz Stellung nehmen. Aus letzterer sollte, auf Befehl des Kaisers, das Corps des G. d. C. Fürst Liechtenstein bei Leitmeritz unterstützt, eventuell die Elbe überschritten, bei Budin Stellung genommen, von hier aus aber die Eger vertheidigt und Prag gedeckt werden etc. FML. Graf Gyulai wurde daher aufgegeben, nach Zurücklas­sung eines Bataillons und vier Escadronen im Reichenberger Thale, mit dem Reste seines Corps zu der Armee bei Gastorf zu stossen. Bereits auf dem Marsche dahin sah er sich aber gezwungen, in Folge Nachrichten, dass der Feind von Dresden aus Truppen gegen Bischofs­werda und Stolpen vorgeschoben habe, am 16. nach Gabel wieder zurück zukehren. Während die Hauptkraft der Armee in den folgenden Tagen in der Stellung an der Elbe blieb, Hess G. d. C. Fürst Liechtenstein am 15. Juli von Peterswalde aus, behufs Einziehung von Nachrichten, die sächsischen Vortruppen bei Breitenau angreifen. Bei dieser Gele­genheit wurde die Recognoscirung der Gebirgsiibergänge im nordwest liehen Theile Böhmens, und bald darauf der Aufbruch der preussi- schen Armee von Dresden über Freiberg und Dippoldiswalde gegen Marienberg und Katharinaberg in Erfahrung gebracht. Um nun der Invasion Böhmens auf der Einbruchslinie Seba- stiansberg (Basberg) - Komotau - Laun - Schlau zu begegnen, beschloss Feldmarschall v.Loudon, welcher den Gegner um 15.000 bis 18.000Mann überlegen hielt, Prag so lange als möglich zu decken, und zu diesem Zwecke demselben mit vereinigter Macht entgegenzutreten. Dem­zufolge wurde am 20. Juli Generalmajor de Vins mit 4 Bataillonen und 14 Escadronen als Vorhut von Raudnitz gegen Welwarn vor­geschoben, um die über Laun und Schlan vorgehenden feindlichen Colonnen zu beobachten, indess die Hauptarmee zwischen Leitmeritz- Gastorf sich bereit machte, einen Flankenstoss in derselben Richtung zu führen. FML. Prinz de Ligne hatte mit seinen 6 Grenadier-Batail­lonen von Leitmeritz nach Wegstädtl zu marschiren, um von da aus im Bedarfsfälle die Garnison Prag zu verstärken, die schwere Artil­lerie und der Train hatten nach Melnik zu rücken; Prag sollte in Folge Befehls des Kaisers gänzlich geräumt werden, da man die Stadt Mittheihmgen des k. k. Kriegs-Archivs. 1883. 2

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