Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr - J. Nosinich, Oberst im k. k. Kriegs-Archive: Österreichs Politik und Kriege in den Jahren 1763 bis 1790; zugleich Vorgeschichte zu den Kriegen Österreiches gegen die französische Revolution

82 Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr etc. der Strasse Reichenberg-Turnau beginnend, mit dem Polzenbache als Fronthinderniss über Sabert, Schwabitz, Plauschwitz bis Habstein an der Strasse Böhmisch-Leipa-Jungbunzlau sich erstreckte. Von liier aus sollten in der Linie Hohlen, Drum, Mertendorf, Gross-Zinken bis Aussig an der Elbe und von da der Biela entlang über Habrowann, Borislau, Lellowa, Radowesitz bis Bilin und dann weiter in südlicher Richtung über Mukow, Rothaujezd, Schoppenthal bis Semtsch auf allen vortheilbaft gelegenen Punkten, namentlich in dem Gelände von Pasclikopole, Verschanzungen angelegt werden. Die zu befestigenden Stellungen waren bestimmt, um einerseits, wenn der nächste Feldzug von österreichischer Seite defensiv geführt werden müsste, dem Feinde, er möge durch die Lausitz oder durch Sachsen am rechten Elbe-Ufer in Böhmen einbrechen, Abwehr zu leisten, anderseits aber das am linken Ufer der Elbe über Ossegg, Klostergrab, Kollendorf und Geyers­berg einrückende feindliche Heer in dem engen Raume zwischen der Biela und dem hohen Gebirge zum Stehen zu bringen. Behufs des raschen Uferwechsels wurden überdies zwischen Koschtitz und Libus zwei Ponton - Brücken über die Elbe geschlagen und mit starken Brückenköpfen versehen. Uber den Zweck dieser Befestigungsanlagen, sowie über den Feldzugsplan für das Kriegsjahr 1779 sprach sich der Kaiser Josef in seinen Briefen folgendermassen aus: „Die Entwürfe für den nächsten Feldzug beschränken sich im Wesentlichen einstweilen darauf, an der Grenze Positionen zu schaffen, um den Feind daraus mit Vortheil zu bekämpfen, und Central-Stellungen zu beziehen, um überall bei der Hand zu sein. Da die Streitkräfte Österreichs denen der verbündeten Preussen, Russen und Sachsen nicht gewachsen seien, so könnte das k. k. Heer in Sachsen und Schlesien nicht einfallen, ohne dass zuvor einige glückliche Ereignisse eintreten, aber dafür sei die Möglichkeit geboten, den Gegner gegen die Grenzen von Sachsen und Schlesien hin so einzuschliessen, dass er den Kampf annehmen müsse. — Stünde Österreich im kommenden Jahre ein Krieg mit Russland bevor, so müsste Galizien geräumt werden, die Truppen, die Anstalten und die Insurrection in Ungarn und Sieben­bürgen aber wären hinter den Karpathen zu Einem Schlage zu ver­einigen, die Wege über dieses Gebirge ungangbar zu machen und bei Krakau ein Truppencorps zusammenzuziehen. -— Für die Leistungs­fähigkeit, Tüchtigkeit und Schlagfertigkeit des Heeres stehe der Kaiser gut, wenn kein Geldmangel eintrete. Bei einiger Anstrengung könnte die Armee in Böhmen im nächsten Feldzuge gegen 30.000 Mann stärker sein, als sie in der letzten Campagne gewesen. In diesem Falle würde eine Heeres-Abtheilung bei Jaromef an der Elbe und ein Corps in Mähren zusammengezogen werden, während die Haupt­macht über Zittau und Bautzen in Feindesland einbräche. Sollten die

Next

/
Thumbnails
Contents