Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr - J. Nosinich, Oberst im k. k. Kriegs-Archive: Österreichs Politik und Kriege in den Jahren 1763 bis 1790; zugleich Vorgeschichte zu den Kriegen Österreiches gegen die französische Revolution

IV. Der bayerische Erbfolgekrieg 1778—1779. 81 Rücksicht auf die Bequemlichkeit, Schonung und stete Kampfbereit­schaft ausgemittelt und bezogen. Von den Grenztruppen erhielt der dritte Theil, von den deutschen und ungarischen Regimentern die gut conduisirte und militärisch ausgebildete Mannschaft einen bis Ende März sich erstreckenden Urlaub. Da Abtheilungen der Armee in die dem Kriegstheater zunächst liegenden Länder Österreichs und Ungarns über den Winter verlegt worden waren und Feldmarschall Graf Hadik den Oberbefehl über die Streitkräfte in Böhmen übernahm, so verhessen nach beendigter Campagne die Feldmarschälle Herzog Albrecht von Sachsen-Teschen, Lacy und Loudon die Armee und begaben sich nach Wien. Über die Unterstützung, welche der Kaiser während der Oberleitung der Kriegsoperationen bei Lacy gefunden, sprach er sich in einem Schreiben an die Kaiserin vom 30. October in folgender schmeichelhaften Weise aus: „Ich habe allen Grund gehabt, die hohe Meinung, welche ich von den Feldherrntalenten des Feldmarschalls mir früher gebildet, im Verlaufe des Feldzuges nur noch zu erhöhen und mich dessen Freundschaft zu rühmen.“ Die vom Kaiser zur Verstärkung des Heeres behufs energischer Fortführung des Krieges im nächsten Jahre in Vorschlag gebrachten Massnahmen bestanden in Nachstehendem: Es sollten sämmtliche dritte Bataillone der Linien-Infanterie-Regimenter durch Errichtung von 2 Compagnien (5. und 6.) im Stande augmentirt, bei den Huszaren- Regimentern eine Division oder 2 Escadronen neu formirt, bei diesen sowie bei den Chevauxlegers-Regimentern der Stand auf 180 Mann per Escadron gebracht, die Artillerie durch Verstärkung der Bedienungs­mannschaft und des Calibers jener des Feindes überlegen gemacht werden. Zur Ergänzung der Armee auf den completen Kriegsstand hatten die Länder für das Jahr 1779 96.813 Recruten zu stellen, während im letzten Feldzuge blos 41.641 Mann gefordert und eingereiht wurden. Der Pferde-Ankauf war in Ungarn, Siebenbürgen, der Walachei und Moldau, in Polen, Bayern und Holstein zu bewirken. Laut des Erfor- derniss-Aufsatzes beanspruchte die Armee für das Kriegsjahr 1779 rund 1,343.000 Centner Mehl, 5,062.600 Centner Hartfutter, 2,677.000 Centner Rauhfutter, 68.571,415 fl. bei einer Etat-Stärke von ungefähr 380.000Mann. Sobald der Kaiser die Anordnungen in Betreff der Mittel zur Fortführung des Krieges in dem künftigen Feldzuge getroffen, ernannte er Ende October den FML. Graf Fabris zum General-Quartiermeister und den Generalmajor Graf Browne zum Unter-General-Quartiermeister der Armee und bereiste sodann mit seinem Generalstabe wiederholt den Kriegsschauplatz in Böhmen, um auf Grund der eigenen An­schauungen und Wahrnehmungen den Kriegsplan zu entwerfen und die Dispositionen zur Ausführung desselben zu erlassen. Der Kaiser entschied sich für eine Position in der Gegend von Wartenberg-Niemes, die, am Jescliken-Berge im Lausitzer Gebirge an Mittheilungen des k. k. Kriegs-Archivs. 1883. 6

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