Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)
Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr - J. Nosinich, Oberst im k. k. Kriegs-Archive: Österreichs Politik und Kriege in den Jahren 1763 bis 1790; zugleich Vorgeschichte zu den Kriegen Österreiches gegen die französische Revolution
50 Kaiser Josef II, als Staatsmann und Feldherr etc. mit 7 Bataillonen und 10 Eseadronen nach Benatek. Da Letzterer den Oberbefehl über sämmtliche zwischen der Iser und Elbe operirenden Truppen von 14'/a Bataillonen, 13 Eseadronen erhalten batte, so ergriff’ er, nach Vereinigung derselben bei diesem Orte, die Offensive über Mecerisch und trieb die von Melnik über Bischitz bis Sliwno vorgedrungenen Vortruppen des Feindes zurück. Auch am jenseitigen Elbe- Ufer war am 27. August die angreifende feindliche Cavallerie des General-Lieutenants v. Platen zwischen Budin undWelwarn von dem Detachement des Generalmajors v. Sauer zurückgescblagen worden. Ungeachtet dieser von Theilen der k. k. Armee errungenen Vortheile hielt Feldmarschall v. Loudon die Preussen für stark genug, die ihnen unter G. d. C. Fürst Liechtenstein entgegengeworfenen Truppen zu schlagen und sodann Benatek und Brandeis zu besetzen. Demgemäss beschloss er, am 29. August die Stellung von München- grätz zu räumen und mit der Armee nach Nimburg abzuziehen. Schon waren die Dispositionen zum Rückmärsche ausgefertigt und der Kaiser hievon benachrichtigt, als die Meldung im Hauptquartier einging, dass das Gros des Corps General-Lieutenants v. Platen die Moldau nicht überschritten und Welwarn geräumt habe, der Heerestheil Generallieutenant v. Möllendorf aber nur eine Stärke von 7000 Mann besitze. Feldmarschall v. Loudon widerrief daher sofort die behufs der rückgängigen Bewegung zuvor ertheilten Befehle und eingesandten BerichteIn welchem Grade überhaupt die auf mangelhafte Orientirung basirten und von Besorgnissen eingegebenen Massnahmen des Feldmarschalls Freiherrn v. Loudon nicht allein die Anordnungen des Kaisers bei der Armee an der Elbe, sondern auch die ganze Politik des Cabinets beeinflussten, geht aus nachstehender Correspondenz hervor: Am 23. und 24. August berichtete der Kaiser nach Wien: ,,In der gegenwärtigen Krisis, bei der es sich um die Rettung des Thrones und Vaterlandes handle, müssten alle Hilfsquellen der Monarchie bis zum Aussersten gespannt werden. Die Unterstützung der Armee, ihre Verstärkung gegen einen übermächtigen und gefährlichen Feind, welcher schon alle Mittel in Anwendung gebracht und erschöpft habe, wäre ohne Schonung zu bewirken, wenn man überhaupt noch sich wehren wolle. Die Lage des preussischen Heeres würde sich angesichts der in seinem Rücken liegenden Gebirgs-Defiléen verzweifelt gestalten, wenn es der k. k. Armee glücken sollte, bei Hohenelbe-Arnau zu widerstehen und den König in einer Schlacht zurückzuwerfen. Zur Zeit der Sendung Thugut’s sei ihm, — dem Kaiser — ausdrücklich verboten worden, Schlachten zu liefern. Es wurde ihm nicht allein untersagt, den Feind anzugreifen, sondern der König von Preussen wurde sogar von dem ihm ertheilten Verbot in Kenntniss gesetzt. Hätte er von diesem Schritte Mittheilungen erhalten, so würde die Hauptmasse der Armee von Jaromer nach Hohenelbe-Arnau nicht gezogen sein.