Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Das Kriegsjahr 1683 (Mit eigener Paginirung) - Der Entsatz von Wien

248 Defiléen thunlichst zu verwehren. Die Janitscharen breiteten sich dem christlichen linken Flügel gegenüber zwischen dem Sclireiber-Baehe und der Donau aus. Die Reiterei (Spahis) wurde links nur bis an den Fuss der Berge vorgeschoben, d. h. wohl in die Linie Grinzing-Dörn­bach (Tafel III, 9, 9, 9). Auf dem rechten Flügel hatten die Türken ihre Hauptkraft ver­einigt, um das christliche Heer zu hindern, gegen diesen Flügel, der * auf der kürzesten Linie nach Wien stand, Fortschritte zu machen. Nachdem das Lager bezogen war, fand sich König Sobieski bei Carl von Lothringen nächst dem Carnaldulenserkloster ein. Von diesem, weite Aussicht gewährenden Punkte aus wies ihm der Herzog das feindliche Hauptlager und die Streitkräfte, die der Feind aus diesem Lager vorgeschoben hatte, um sich der weiteren Vorrückung des Ent­satzheeres zu widersetzen. Der König war der Meinung, dass die Türken alle Zugänge nach Wien wohl auf das Hartnäckigste ver- theidigen würden und hoffte, sich am folgenden Tage, im besten Falle, der, der Front des christlichen Heeres zunächst vorliegenden Höhen zu bemächtigen. Als er nämlich das schwierige, durchschnittene Hügel-Terrain zwischen dem Kahlenberge und Wien zu seinen Füssen sah, glaubte er, die Reiterei fast gar nicht verwenden, mit der Infanterie allein aber um so weniger grössere Erfolge erzielen zu können, als ja auch die Artillerie grösstentheils zurückgeblieben war. Den Hauptangriff auf das türkische Lager glaubte er erst am 13. möglich; anderseits rech­nete er aber doch darauf, Sieger zu bleiben. Was er sah, liess ihn die Ansicht gewinnen, dass der Feind sehr sorglos sei und sich auf die Wahl der Stellungen nicht verstehe. „Ein Feldherr“ — schreibt der König — „der sich trotz unserer Nähe weder verschanzt noch concen- trirt, sondern lagert, als wären wir hundert Meilen von hier, ist prä- destinirt, geschlagen zu werden.“ Ueber Anforderung des Königs sollte der Herzog der polnischen Infanterie einige deutsche Bataillone zutheilen, die ersterer im Herab­rücken von der Höhe als Unterstützung zu dienen hätten. Der Herzog commandirte sogleich vier Bataillone und setzte sie nach dem polnischen Lager in Marsch, von wo sie, um das Debouchiren aus dem Defile des Ais-Baches zu decken, entweder noch am 11. oder am 12. Fx-üh auf den Galizinberg disponirt wurden. „Wie die Dinge jetzt liegen“ — schrieb der 1683 vielgenannte Verti'aute des Kaisers, der Mönch Marco d’Aviano, am 11. September an Kaiser Leopold — „mögen Eure kaiserliche Majestät sich damit trösten, dass — Gott Loh — zwischen den Fürsten und Häuptern das

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