Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)
Das Kriegsjahr 1683 (Mit eigener Paginirung) - Der Entsatz von Wien
249 beste Einvernehmen herrscht. Der durchlauchtigste Herzog von Lothringen isst nicht und schläft nicht, ist mit der äussersten Sorgfalt immer thätig, inspicirt persönlich die Posten und vollzieht in bester Weise die Verrichtungen eines guten Generals1).“ Die Hauptabsicht des Herzogs von Lothringen war, zwischen der Donau und dem Schreiber-Bache an den Strom gelehnt, gegen den rechten Flügel der Türken vorzugehen, sodann die feindliche rechte Flanke zu gewinnen, den Flügel also von der Donau abzudrängen. Zu diesem Zwecke und mit Bezug auf die Beschaffenheit des Terrains, disponirte er die Hauptmasse der kaiserlichen Infanterie auf seinen äussersten linken Flügel, und blieb auch selbst immer auf diesem Flügel, eröffnete mit diesem die Schlacht und suchte hauptsächlich mit diesem Fortschritte zu machen. . Abends befahl der Herzog, nachdem er den vom Camaldu- lenserkloster südlich abfallenden Bergabhang recognoscirt hatte, dem FZM. Grafen Leslie, Truppen an die dortige Wald-Lisiére vorzuschieben, dort auch eine Batterie zu bauen, deren Feuer die Vorrückung der Truppen am folgenden Morgen zu decken hätte. Zwei Bataillone arbeiteten nun die ganze Nacht am Waldrande, noch weitere Truppen wollte der FZM. Leslie erst dann dahin ziehen, wenn die Batterie vollendet wäre. Die Schlacht. Der 12. September 1683, ein Tag von entscheidender Bedeutung, wie wenig andere in der Geschichte, ein Tag, so ruhmvoll und so glücklich für die christlichen Waffen, war gekommen. Das christliche Heer sollte ihn um 4 Uhr Morgens mit einem feierlichen Gottesdienste beginnen. Das Heer der Türken stand auf den Höhen zwischen Nussdorf und Dombach in Gefechtsbereitschaft — auch Kara Mustapha hatte den 12. September zum Angriffe bestimmt. Der Kampf begann noch vor Tagesanbruch bei den kaiserlichen Batterien unterhalb des Camaldiüenserklosters. Als nämlich die feindlichen Vortruppen auf dem Nussberge den Batteriebau bemerkten, gingen einige Abtheilungen vor, die Fortsetzung der Arbeit zu verhindern, und formirten sich zum Angriffe, durch eine „kleine Höhe“ (wahrscheinlich die Kipppe des Nussberges) gedeckt. Der die Arbeiten leitende General-Feldwachtmeister Graf Fontaine liess nun selbe einstellen und entwickelte die beiden Bataillone vorwärts ') Onno Klopp, pag. 303.