Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Das Kriegsjahr 1683 (Mit eigener Paginirung) - Der Entsatz von Wien

247 Lager in ungeheurer Ausdehnung. Der König von Polen, Kurfürst Johann Georg von Sachsen und Carl von Lothringen hielten nun Ansprachen an ihre Truppen. Die Worte dieser durch kriegerische Verdienste sowohl, wie durch die Einigkeit, die sie beseelte, gleich verehrungswürdigen Fürsten verhallten nicht ungehört. Gleich nachdem man die Stellung bezogen hatte, wurde eine Anzahl „kleiner Kanonen“ (Regiments-Geschütze) zur Leopolds-Capelle und zum Camaldulenserkloster geschafft. Das übrige Geschütz war weit zurückgeblieben — denn die Anhöhen waren so steil, die AVege so schlecht, dass man nur jene Kanonen kleinsten Calibers auf die Höhe schaffen konnte und selbst deren Bespannung verdoppeln und verdreifachen musste. Als sie endlich zur Stelle waren, verkündeten einige ihrer Schüsse dem bedrängten AVien die nahende Hilfe. Am Nachmittage und Abends sorgte der Herzog besonders dafür, dass die AVege erweitert und ausgebessert und die nöthigen Über­gänge hergestellt wurden. Als die auf den Höhen (Tafel IH, 10, 10) stehenden Türken die christlichen Truppen bei der Leopolds-Capelle und beim Camaldulenser­kloster bemerkten, gingen sie gegen den Fuss der Berge vor, auf welchen diese beiden Objecte lagen *). Hier dehnten sie sich bis zur Donau aus und besetzten alle Hecken, Rideaux, Hohlwege und Anhöhen, von wo sie den kaiserlichen und sächsischen Truppen das Hervorbrechen aus den Defiléen wehren konnten. Die beiderseitigen Recognoscirungs- Abtheilungen stiessen hier häufig aufeinander und es kam zu zahlreichen kleineren Scharmützeln zwischen den „Volontärs“, beziehungsweise den christlichen Vortruppen und türkischer Infanterie und Abtheilungen, die, obwohl beritten, zu Fuss kämpften. Dagegen bekamen die Truppen des Feldmarschalls Waldeck an diesem Tage keinen Feind zu sehen. Als man die bei der Leopolds - Capelle und beim Camaldulenserkloster aufgefahrenen Kanonen in’s Feuer setzte, zogen sich die feindlichen Abtheilungen auch hier aus dem Schussbereiche zurück. Bei ein­brechender Dunkelheit sah das christliche Heer den ganzen Raum, nördlich von Wien zwischen der Donau und dem Wien-Flusse, von Tausenden türkischer Wachfeuer erfüllt. Kara Mustapha hatte auf die Meldung von der fortgesetzten Annäherung des christlichen Heeres im Laufe des 11. 12.000 Spahis und einige Tausend Janitscharen gegen den Kahlenberg vorgeschoben, um den Christen das Hervorbrechen aus den Gebirgs- und AVald­*) Reponse d’un officier etc.

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