Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Das Kriegsjahr 1683 (Mit eigener Paginirung) - Der Entsatz von Wien

246 vorgerückt war. Es wurde hier eine grosse Fahne mit einem weissen Kreuze im rothen Felde aufgepflanzt---ein Zeichen für Wien und sein e Besatzung, dass der Entsatz in unmittelbarer Nähe sei. Bei grauendem Morgen des 11. September setzte die alliirte Armee den Marsch gegen Wien in fünf Colonnen fort, und zwar vom rechten zum linken Flügel: 1. Das Gros des polnischen Heeres unter König Sobieski von Kirch- bach gegen Dornbach; 2. 8 kaiserliche Cavallerie-, 2 kaiserliche Dragoner-Regimenter, » l kaiserliches Croaten-Regiment, die gesammte bayerische und Reichs­Cavallerie, sämmtlieh unter dem G. d. C. Herzog von Sachsen-Lauenburg; 3. die bayerische, fränkische und schwäbische Infanterie unter dem Feldmarschall Prinzen von Waldeck; 4. die sächsische Infanterie und hinter dieser die sächsische Reiterei unter Kurfürst Johann Georg III. in der Richtung auf den Leopolds- (Kahlen-) Berg; 5. die kaiserliche Infanterie unter Feldmarschall Markgraf Hermann von Baden und hinter ihm der linke Flügel der kaiserlichen Cavallerie, das Reiter-Corps Lubomirski’s und noch einige königlich polnische Schwadronen unter G. d. C. Graf Caprara längs der Donau. Sämmtliche Truppen waren, soweit es die Beschaffenheit der Wege zuliess, in Schlachtordnung marschirt, wie aus Tafel III zu er­sehen, in möglichst breiten Colonnen. Ungefähr um 11 UhrVormittags erreichten die Truppen den Kamm des Kahlengebirges und betrug die Frontlänge der Armee etwa l1/, Stunden Weges. Die Truppen lagerten nach Zulässigkeit des Terrains in drei oder noch mehr Linien. Die Polen auf dem äussersten rechten Flügel, auf dem Rosskopf-Berg und Dreimarkstein, die Bayern und Franken auf dem Vogelsang-Berge, die Sachsen und Kaiserlichen von hier bis zum Leopolds-Berge. Das Camaldulenserkloster, das Hauptquartier Carl von Lothringens und des Kurfürsten von Sachsen, lag ungefähr in der Mitte der Frontlinie des linken Flügels. Aus dieser Stellung beherrschte man sieben bis acht Wege, auf welchen man in die Ebene von Wien hinabrücken konnte (Tafel III, 22, 22, 22). Ein heftiger Sturm, sowie durch früheren Regen verdorbene Wege hatten den Marsch ausserordentlich erschwert, zudem zeigte sich Mangel an Proviant und Fourage. Der treffliche Geist, der das gesammte Heer beseelte, liess aber alle diese Schwierigkeiten überwinden. Auf den Höhen des Kahlengebirges angekommen, sahen die Truppen zu ihren Füssen die bedrängte Hauptstadt und das feindliche

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