Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)
Das Kriegsjahr 1683 (Mit eigener Paginirung) - Die Belagerung Wiens
193 entschlossen vcrtheidigte, und schliesslich eine Flattermine zur rechten Zeit zündete. Nach 10 Uhr Abends erneuerte der Feind zum dritten Male den Kampf und brachte über 300 Wollsäcke und Schanzkörbe in den Graben. Allein Oberst Beck, der in der Nacht das Commando führte, fiel mit 50 Mann aus, vertrieb die Türken und verbrannte den grössten Theil ihrer Palissaden und Schanzkörbe, sowie die hölzerne Decke ihrer Laufgräben an der Contrescarpe. Eine Stunde später erfolgte ein sehr gelungener Ausfall des Obersten de Souches. Dessenungeachtet konnte die tapfere, aber sehr ermüdete Besatzung nicht hindern, dass der Gegner nach Mitternacht die verlorenen Plätze wieder besetzte und die erste Bresch- Batterie auf der Contrescarpe errichtete, welche mit ihren drei Geschützen die linke Face der Löbel-Bastion zu bearbeiten begann. Vier 24-Pfünder, rechtzeitig an die Courtine links der Bastion gebracht, geboten jedoch bald Schweigen. Um dem voraussichtlichen Sturme der Janitscharen auf die Bastion wirksam begegnen zu können, liess FZM. Starhemberg viele Fässer mit Öl, Pech, Harz und Unschlitt, alle vorhandenen Pechkränze, sowie in Pech getauchte Schindeln etc. an den gefährdeten Stellen vertheilen, um sie gegebenen Falles anzuzünden und in den Graben zu werfen, wenn der Feind wieder im Dunkel herankäme. Die Besatzung machte um 9 Uhr Morgens am 17. August im Graben vor der Löbel-Bastion einen Ausfall, zog sich aber zurück, da die Türken mit grosser Übermacht zum Sturme heranrückten. Derselbe scheiterte jedoch an der Tapferkeit der braven Besatzung. Die kaiserliche Artillerie zeichnete sich an diesem Tage durch wohlgezieltes und erfolgreiches Feuer aus, demontirte zwei Geschütze auf der Laimgrube und machte eine feindliche Contrescarpe-Batterie kampfunfähig. Die Artillerie verfügte in der That über mehrere ausgezeichnete Officiere; nebst Börner und Gschwindt, von welchen schon mehrmals Erwähnung geschah, ragten durch Sachkenntniss und Kaltblütigkeit hervor: die Hauptleute Wilhelm Jengne (Wiener), Max von Weidling (Böhme), Heinrich Cresse (Däne, fiel auf der Kärntner-Bastion) und Michael Wind (Sachse), welchem noch vor der Belagerung eine verunglückte Schussprobe beide Hände wegriss, was ihn aber nicht abhielt, Dienste zu thun. Diesen wackeren Officieren schlossen sich im Ingenieur- Fache die Hauptleute Christ. Zimmermann und Leonhard Behr würdig an. Das Kriegsjahr 1G8;J. 13