Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr - J. Nosinich, Oberst im k. k. Kriegs-Archive: Österreichs Politik und Kriege in den Jahren 1763 bis 1790; zugleich Vorgeschichte zu den Kriegen Österreiches gegen die französische Revolution

18 Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr etc. wegen ihrer zu grossen Ausdehnung als Festung nicht verth eidigen wollte. Inzwischen war die verbündete preussisch-sächsische Armee auf drei Schiffbrücken bei Zschieren oberhalb Pillnitz über die Elbe gegangen und lagerte am 28. Juli Abends mit den Corps der Generale Kno­belsdorf und Podgursky bei Neukirch, der Vorhut unter den Gene­ralen Belling und Kalkstein bei Hohnstein, der Hauptmasse unter Prinz Heinrich bei Rathewalde, der Cavallerie unter General v. Len- tulus bei Stolpen, mit der Nachhut unter General Solms bei Dürr- Rohrsdorf. Über die Hindernisse, welche dem weiteren Vormärsche des Heeres sich entgegenstellen, sowie über die Verhältnisse im All­gemeinen berichtete der Oberbefehlshaber am 27. Juli aus dem Lager bei Gamig an den König: „Die Armee werde in ihrer Vorwärts­bewegung über Zittau Defiléen durchziehen und Gebirge übersteigen, auf denen sich bisher noch niemals Truppen bewegt haben. In diesem Umstande läge aber gerade der sichere Erfolg der Unternehmung. Das Gelingen hänge freilich von den Dispositionen Loudon’s ab. Liesse sich der Feldmarschall ausser Fassung bringen, so könnten bedeutende Vortheile erlangt werden. So lange die Armee des Königs in Böhmen operire, werde Alles gut gehen, sowie sie aber nach Mähren abzöge, würde der Gegner seine Hauptkraft gegen Sachsen in Arerwendung bringen. Die grosse Entfernung zwischen den beiden preussischen Heeresmassen aber würde selbe aller Mittel berauben, sich gegenseitig zu unterstützen.“ Indess war am 29. Juli der linke Flügel der Armee unter General Podgursky nach Dürr-Hennersdorf, die Vorhut nach Schlucke- nau, das Gros nach Sebnitz und Hainspach, die Cavallerie nach Neudorf, westlich Schirgiswalda, das Corps des General-Lieutenants v. Möllendorf, welches an diesem Tage den Uferwechsel bewirkt hatte, nach Rathewalde gelangt. Am 30. Juli rückte dann Prinz Heinrich mit der Hauptmasse der Armee bis Rumburg und schob Avantgarden bis Schönlinde und Alt-Warnsdorf vor, wo sie mit einem Detachement österreichischer Cavallerie unter Rittmeister Wilhelmi ein Gefecht bestanden; von den übrigen Corps kamen: General Podgursky nach Spitz-Cunnersdorf, General Lentulus nach Leutersdorf, östlich von Rum­burg, General Möllendorf nach Zeidler, südlich Schluckenau und Lichtenhayn. Bei diesem Massenandrange des feindlichen Heeres zogen sich die österreichischen Vortruppen auf der ganzen Linie gegen das bei Gabel stehende Corps FML. Graf Gyulai zurück und die Preussen zerstörten die von ihnen angelegten Verhaue und Schanzen. Über die bisherigen Bewegungen des Feindes gingen im Haupt­quartiere Loudon’s die widersprechendsten Nachrichten ein und Hessen den Feldmarschall über die wahren Absichten des Prinzen Heinrich im Dunkeln. Am 21. erhielt er die Meldung, dass Möllendorf Tags

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