Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr - J. Nosinich, Oberst im k. k. Kriegs-Archive: Österreichs Politik und Kriege in den Jahren 1763 bis 1790; zugleich Vorgeschichte zu den Kriegen Österreiches gegen die französische Revolution

IV. Der bayerische Erbfolgekrieg 1778—1779. 19 vorher von Sebastiansberg (Basberg) nach Marienberg wieder zurück­gegangen sei. Nach einem anderen Berichte sollte Prinz Heinrich am 24. Juli auf drei Brücken bei Dresden die Elbe überschritten haben und im Vormärsche auf Bautzen sich befinden, eine dritte Meldung besagte wieder, dass die Armee des Prinzen noch bei Dresden am linken Elbe-Ufer lagere und Vorbereitungen treffe, über Peterswalde und Aussig in Böhmen einzubrechen. Der Commandirende der k. k. Armee, welcher diese Angriffsrichtung fúr die wahrscheinliche hielt, wendete seine ganze Aufmerksamkeit dem bei Maxen, unter General- Lieutenant v. Platen, zur Deckung von Sachsen zurückgelassenen feindlichen Corps von 21 Bataillonen, 40 Escadronen und 76 Batterie- Geschützen zu. Demzufolge zog er am 27. Juli die in der Gegend von Welwarn stehende Brigade Generalmajor de Vins zur Armee und marschirte sodann mit der Armee von Gastorf nach Bleiswedel, um eventuell mit Gyulai bei Gabel oder Liechtenstein bei Leitmeritz cooperiren zu können. Gleichzeitig ertheilte er Generalmajor Sauer den Befehl, aus seiner Stel­lung bei Peterswalde den bei Giesshübel stehenden Posten anzugreifen und Nachrichten über die Bewegungen der feindlichen Hauptmacht einzuziehen. Diese gewaltsame Recognoscirung über Berggiesshübel bis Ottendorf hatte nicht den erwünschten Erfolg. Generalmajor Sauer meldete hierüber am 29. Juli, dass er drei Lager bei Maxen, Gamig und Gomern beobachtet habe, indess die Meldungen der Vortruppen Gyulai’s aus der Lausitz die Concentrirung der feindlichen Streit­massen nach bewirktem Elbe-Übergange zwischen Bischofswerda und Stolpeu, der Bericht des Generalmajor de Vins aus Rumburg aber die Anwesenheit der feindlichen Vorhut bei Hainspach zur Anzeige brachten. Diese verschiedenen Nachrichten, welche am 30. Juli im Haupt­quartier zu Bleiswedel eingegangen waren, beirrten Feldmarschall v. Loudon in seinen Combinationen, machten ihn in seinen Ent­schlüssen schwankend und verleiteten ihn zu falschen Massnahmen. Am 31. Juli nämlich wurde die Hauptmasse der Armee von Bleis­wedel nach Neuschloss, FML. Prinz de Ligne, welcher Tags vorher mit sechs Grenadier-Bataillonen diesen Ort besetzt hatte, zur Verstär­kung Gyulai’s nach Niemes, Generalmajor de Vins schliesslich mit 2 Bataillonen und 1 Escadron über Zwickau und Rohrsdorf zur Ver- theidigung des Defile’s von Tollenstein in Marsch gesetzt. FML. Graf Gyulai aber erhielt die Weisung, angesichts der Massenbewegung des Feindes über Rumburg gegen Georgenthal, den Pass Gabel auf das Nachdrücklichste zu vertheidigen. Bevor noch Generalmajor de Vins bei Tollenstein eingetroffen, war dieser wichtige Gebirgspass von der über Liechtenstein und Geor­genthal vorgehenden preussischen Vorhut unter den Generalen Bel­ling und Kalkstein in Besitz genommen. (31. Juli.) An diesem Tage hielt die Hauptmasse der Armee unter Prinz Heinrich Rast, das Corps 2*

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