Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)
Josef Siebert, Major im k. k. Generalstabs-Corps: Über den Streifzug Thielmann's im Feldzuge 1813. Nach Acten des k. k. Kriegs-Archivs
Über den Streifzug Thielmann’s im Feldzuge 1813. 191 „700 sehr gute Gewehre der Garnison Merseburg werde ich der Armee zuschicken. Die feindliche Colonne des Generals Girardin hat auf die Nachricht meines hiesigen Aufenthaltes die Marsch-Direction über Weissensee gegen den Harz nach der Elbe genommen.“ „Ein bedeutender Fremde, von sechs Mameluken begleitet, ist vorgestern in aller Eile in Leipzig angekommen und es scheint ohne Zweifel der König von Neapel zu sein, da alle Autoritäten ihm die Aufwartung gemacht haben.“ „J. A. Frhr. v. Thielmann, General-Lieutenant. “ Gefechte bei Pettstädt, Freiburg und Kosen. Der 19. September sollte für das Streif-Corps ein besonders heisser Tag werden. Von mehreren Seiten zogen sich drohende Unwetter in der Gestalt von feindlichen Colonnen ‘) um den Weg der tapferen Schaar. Aber die Energie und Geistesgegenwart des Führers, unterstützt durch die todesverachtende Bravour seiner Reiter, überwanden glänzend alle Hindernisse und brachten überdies neue Erfolge und reiche Beute. Auf der Strasse über Weissenfels und Naumburg bewegte sich nämlich an diesem Tage ein bedeutender französischer Transport, der durch eine starke Cavallerie-Colonne *) escortirt wurde und dessen Weg Thielmann, bei Durchführung seiner Absicht über die Saale zurückzugehen, kreuzen musste. Ausserdem war eine starke feindliche Caval- lerie-Abtheilung von Weissenfels aufgebrochen, um diesen Transport in der rechten Flanke zu decken, dem Streif-Corps an den Leib zu gehen und dasselbe von der Saale und auch von Freiburg und der dortigen Brücke abzudrängen. *) Wie aus der „Correspondance de Napoleon Ier“ hervorgeht, befahl Napoleon am 14. September: a) dass General Lefébvre an diesem Tage (14.) nach Doebeln marschire und die Cavallerie-Brigaden der Generale l'iré und Valiin, wodurch er 4000 Reiter Btark würde, unter seinen Befehl nehme, b) dass General Lorge mit 2500 Reitern von Torgau in die Gegend von Leisnig, c) dass General Ornano der Garde-Cavallerie mit 1 reitenden Batterie von Pirna nach Nossen, die beiden letzteren zur eventuellen Unterstützung Lefébvre’s gegen Thielmann dirigirt werden, endlich d) dass Freiberg, nächst der böhmischen Grenze, durch eine Division Infanterie besetzt werde und sich dort ausserdem eine Colonne von 1500 Reitern, 8 Compagnien Voltigeurs und 2 Kanonen bereit halte, um gegen Thielmann vorzugehen. 2) Am 18. September schickte Napoleon dem nun in Roetha eingelangten General Leföbvre nochmals den bestimmten Befehl, den Feind von Naumburg und Weissenfels wegzujagen, die Communication mit Erfurt wieder zu eröffnen, die Depots der Cavallerie und der Blessirten sowie alle Marsch-Impedimeuta von Leipzig nach Gotha und Erfurt zu schaffen und befahl dem in Würzburg befindlichen Marschall Augereau mit seinem Corps an die Saale zu rücken, um die dortigen Debouchéen zu halten. „Correspondance de Napoleon Ier“, Nr. 20581, 1813.